3. August 2012

Einen Coffee to go und ein Kipferl bitte!

Coffee to go (c) STADTBEKANNT Voggenberger

Coffee to go

Coffee to go ist ein interessantes Phänomen: aus amerikanischen Filmen und Serien nicht wegzudenken, ist der Pappbecher in TV-Polizeirevieren, -Krankenhäusern und sogar in den eigenen vier Wänden allgegenwärtig und somit in der Popkultur verankert. Seit etlichen Jahren ist diese Art des Kaffeegenusses aber auch fest in den Wiener Alltag integriert.

Zwar kann man zu Recht fragen, ob alle Kantinen in amerikanischen Fernsehserien abgeschafft wurden, ob es sinnvoll ist den Kaffee mitzunehmen, wenn im Büro ohnehin eine Kaffeemaschine steht, den angeblichen Niedergang der Kaffeehauskultur beweinen, die Mainstreamisierung des Stadtbildes durch große Kaffeehausketten beklagen, oder auf die Unmengen Plastikmüll hinweisen, die der to go Kaffeekonsum nach sich zieht. Alles berechtigte Einwände, allerdings ist es auch nicht schlecht, die sprichwörtliche Kirche erst mal im Dorf zu lassen. Die Kaffeehauskultur beeinträchtigt to go Kaffee sicherlich nur peripher, denn ein to go Kaffee befriedigt völlig andere Bedürfnisse als ein Kaffeehausbesuch. Steht bei zweiterem die soziale Dimension des sich Treffens, Austauschens und Quatschens im Vordergrund, ist es beim to go Kaffee wohl primär der Wunsch, das leckere Heißgetränk nach dem wir (fast) alle süchtig sind, auch außerhalb von Kaffeehäusern in genießbarer Form zu uns zu nehmen.

Weder der Umweltaspekt noch die Mainstreaminsierung im Stadtbild, zu der global operierende Ketten wie Starbucks, Mc Donalds, Illy, Lavazza, Segafredo und Co. beitragen, lassen sich jedoch verleugnen. Ideen wie diese helfen sicherlich das Problem anzugehen, letztlich wird aber an staatlichen Eingriffen, beispielsweise in Richtung Recycling Becher, Plastikvermeidung etc. kein Weg vorbei führen.

Wir haben uns für euch trotzdem das Wiener to go Kaffee Leben angesehen.

 

Starbucks

Gibt’s in Wien insgesamt neunmal und sollte aus Funk und Fernsehen, insbesondere als Hassobjekt Nr.1 der Antiglobalisierungsbewegung, bekannt sein. Die Situation der KaffeebäuerInnen, die Mainstreamisierung des Stadtbildes und die Bezahlung der MitarbeiterInenn sind nur einige wenige Vorwürfe gegen den Konzern. Unser Fazit: Starbucks ist geradezu unverschämt teuer. Wo man andernorts einen Mittelklassewagen bekommt, wandert bei Starbucks gerade mal ein Regular Cappuccino über die Theke.

Ist natürlich übertrieben, dennoch ist Starbucks mit Sicherheit Wiens teuerste to go Kette. Der Vorteil: es schmeckt halt wirklich exzellent. Sicher es gibt bestimmt PuristInnen die gar nichts mit Starbucks Kaffee anfangen können. Aber egal ob es ein eisgekühlter Mocca Coconut, der CaffeLatte, ein Frappuccino, oder ein Caramel Macchiato ist, es schmeckt einfach. Wer regelmäßig zu Starbucks geht, kann vermutlich gleich Privatkonkurs anmelden, einzig der gute Geschmack der Getränke rettet die Kaffeehauskette aus unserer Sicht. Im Geschmack erhält Starbucks deshalb 8 von 10 Punkten, für alles andere -10 Punkte, insgesamt nach unser eigenwilligen Rechenmethode 4 Punkte.

 

McDonald’s

Alles was man an Starbucks kritisieren kann, trifft auf Mc Donald’s ebenso zu. Mc Donald´s ist auch ein beliebtes Coffe to Geschäft. Lediglich der Preis ist deutlich wohlfeiler. Kaffee gibt’s ab einem Euro, schmeckt für den Preis ganz ok. Billigen Kaffee gibt’s aber auch an zahlreichen anderen Orten, also kaum ein Grund den Mäci aufzusuchen. Die MC Cafés verfolgen ein ähnliches Lounge Konzept wie Starbucks, die Preise sind jedoch ein Stück billiger, der Geschmack kann mit Starbucks allerdings auch nicht ganz mithalten.

Wir vergeben 2 Punkte.

 

Coffeeshop Company

Die faire Alternative zu Starbucks, Mäci und Co. Das österreichische Familienunternehmen das zur Schärf Company gehört, genießt einen exzellenten Ruf. Verwendet werden für den hauseigenen Kaffee ausschließlich Arabica Hochlandbohnen. Der Kaffee kann mit Starbucks durchaus mithalten, ist aber deutlich billiger als bei diesem, wenn auch immer noch deutlich über dem üblichen Kaffeehauspreis. Besonders zu empfehlen ist der Caramel Macchiato, der Chai Latte, der Oreo Shake und überhaupt die exzellenten Milchshakes.

Wir vergeben 6 von 10 Punkten.

 

Knockbox

Der neue Stand in unmittelbarer Nähe der TU, gegenüber der Kunsthalle am Karlsplatz überzeugt uns schon jetzt mit wahnsinnig gutem Kaffee. Perfekter Standort, freundlicher Service und ein kleines, feines Angebot an Plunder und sonstigen Koffeinhaltigen Getränken. Uns gefällt’s – am Besten ihr probiert es selbst mal aus und sagt uns, wie’s euch gefällt! PS: Mit dem knockblock (der Stempelkarte) bekommt ihr nach 8 Kaffees einen gratis!

Wir vergeben 10 Punkte.

 

Die Kaffeeküche

Mitten in der unterirdischen Passage beim Schottentor befindet sich Wiens vielleicht interessantester Coffeeshop. Seit geraumer Zeit wird dort Kaffee, ohne Aufpreis auch mit laktosefreier Milch verkauft. Die Kaffeeküche besticht durch schlichtes Design und die Möglichkeit an Stehtischen, oder sogar sitzend das vorbeiziehende arbeitende und studierende Volk zu beobachten. Die exzellenten getoasteten Sandwichs, besonders zu empfehlen ist das mit Prosciutto, versüßen den ohnehin leckeren Kaffeekonsum noch zusätzlich. Auch die Croissants und Brioches sind sehr überzeugend. Allerdings könnte die Speisenauswahl etwas größer sein. Den großen Kaffee Latte bekommt man um 3,20 und selbst eingefleischte Kaffeetiger sollten mit diesem Halblitergetränk längere Zeit glücklich sein. Das Preis-Leistungsverhältnis der to go Kaffees, die frisch vor Ort zubereitet werden ist exzellent, der Preis nicht billig, aber gemessen an den Coffeeshop Konzernen doch recht beachtlich.

Wir vergeben 9 von 10 Punkten.

Blue Orange

Das Blue Orange im 4. bzw. im 9. Bezirk ist besonders für seine leckeren Bagel bekannt, die es hier in vielen Variationen gibt. Daneben gibt es belgische Waffeln, Muffins und andere Kalorienbomben, frühstücken kann man hier bis 21:00 Uhr. Der Kaffee im Blue Orange ist gut, die blueorange Bio-Hausmischung wird in der Kaffeerösterei Alt Wien jede Woche frisch geröstet und handverlesen. Die Mischung gibt es im 4. Bezirk zu kaufen, Coffee 2 Go gibt es an beiden Standorten. Der Kaffee Latte kostet zwischen 2,70 und 3,50 Euro, je nach Bechergröße. Dazu am besten ein Croissant, das kostet hier 1,50 Euro.

Wir vergeben 8 von 10 Punkten.

Der Kaffeeautomat beim Volkstheater

Der Kaffeeautomat, welchen ihr bei der Endstation 48A/ 49er findet, hat von Melange, Cafe Latte und Cappuccino bis hin zum großem Braunen, alles im Sortiment. Ihr könnt zwischen kleinen Portionen (1€) und großen Portionen (1,50€) wählen. Ein bisschen absurd ist das schon, aber wer auf dem Weg zur Arbeit oder zu Uni nicht viel Zeit hat, der kann sich hier eine Notration Koffeein abholen. Der Geschmack ist mittelmäßig, aber mehr können wir von Automatenkaffee nicht erwarten.

Wir vergeben 5 von 10 Punken

Der Bäcker direkt bei der 1er und D Station Schottentor.

Hier gibt es Wiens vielleicht billigsten Kaffee. Um 1,- Euro den kleinen und um 2 Euro im Halbliterbehälter wandert dieser über den Tresen. Der Geschmack ist nicht großartig, aber was will man um diesen Preis erwarten? Eindeutig jedoch der Preissieger bei großen to go Kaffees

Wir vergeben 5 von 10 Punkten.

Caffee´ Couture

Versteckt hinter dem Campus Hof 9 und im Palais Ferstel befindet sich das Caffee´ Couture. Wiens erster pay as you wish Coffeeshop. Bezahlt wird soviel wie einem der Kaffee wert ist, ein ähnliches Konzept wie es der Deewan bei Speisen verfolgt. Die Qualität des Kaffees ist exzellent, dafür bürgt der Barista Staatsmeister Georg Branny.

Wir vergeben 9 von 10 Punkten.

Mann, Anker, Ströck

Alle großen Bäckereiketten setzen seit geraumer Zeit auf to go Kaffee. Der Preis bewegt sich überall knapp über oder bei einem Euro. Bei Ströck ist der Kaffe Bio Fairtrade, beim Mann kommt er von Illy. Unserer Meinung nach schmeckt’s bei Ströck nicht nur fair sondern auch am besten.

Wir vergeben 5 Punkte für Anker, 6 für die Bäckerei Mann und 7 für Ströck.

Ein Nachteil bei allen drei Bäckereiketten ist, dass der to go Kaffee sehr heiß werden kann und die Pappbecher nicht gut isolieren.

Backwerk und Tchibo

Das Backwerk ein Bäckerei Franchise Unternehmen bietet Tchibo Kaffee an. Dieser kann damit punkten, dass es ihn um 1,5 für den großen Kaffee und um 1 Euro für den kleinen Kaffee gibt. Außerdem punktet Tchibo aka Eduscho mit ausgezeichneter Kaffeequalität. Die zur Auswahl stehenden Speisen unterscheiden sich deutlich, während Tschibo eher auf Kaffeehausspezialitäten setzt, findet man beim Backwerk das übliche Bäckerangebot, geschmacklich nicht immer topp, dafür sehr günstig.

Wir vergeben 7 Punkte ans Backwerk und 6 an Tschibo

Spirali

Auch das Spirali setzt auf eigenen Spezialkaffee, der angeblich in einem speziellen Lieferrythmus am Höhepunkt des Aromas ausgeliefert wird. Alle Kaffees gibt es auch to go, die Preise sind durchschnittlich, der Geschmack exzellent.

Wir vergeben 8 Punkte.

The Roast

Im The Roast gegenüber der WU Wien gibt es ausgezeichneten Kaffee – natürlich auch 2 go. Das Lokal bietet ein ziemlich umfassendes Angebot an Speisen und Getränken, die Bagles sind top, das Frühstück köstlich und noch dazu sind die Preise relativ moderat. Ein Kaffee Latte kostet hier 2,90 Euro, der Iced Kaffee Latte kommt auf 3,30 Euro. Um 50 Cent kann man seinen Kaffee “pimpen”, unterschiedliche Flavour-Shots – Haselnuss, Vanille, Kokos – stehen zur Auswahl. Der Kaffee hier übrigens selbst geröstet.

Wir vergeben 9 von 10 Punkten

Joseph Brot

Neben der Bäckerei, Patisserie und dem Bistro bietet Joseph Brot auch einen Kaffee to go an. Wir haben natürlich einen probiert. Er war ganz in Ordnung, aber definitv viel zu teuer. Dafür war aber das Gefäß recht schön.

Wir vergeben 5 von 10 Punkten

Kaffee Fabrik

Die Kaffee Fabrik auf der Favoritenstraße hat uns überzeugt. Sehr guter Kaffee. Die Wärme war optimal, die Farbe wunderschön, die Temperatur des Beches einwandfrei!
Der Kaffee ist nicht nur exzellent, sondern auch günstig.

Wir vergeben 10 von 10 Punkten

STADTBEKANNT meint

Coffee to go Anbieter gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Es gehört mittlerweile zum guten Ton, „Kaffe zum mitnehmen“ anzubieten. Von zu heiß bis zu kalt, von zu viel Schaum bis zu bitter: Die Anbieter der Stadt Wien könnten unterschiedlicher nicht sein. Auch preislich kann man klaffende Unterschiede feststellen. Von wirklich günstig bis wirklich überteuert; Wien hält alles für uns bereit.

 

–> Neben den genannten Ketten bietet inzwischen fast jedes Wiener Kaffeehaus den Kaffee auch in der to go Variante an. Da diese sich jedoch meistens nicht von den im Lokal selbst zu konsumierenden Kaffees unterscheiden, finden sie in unserer Coffeeshop Serie keine Erwähnung.

Für weitere Beiträge unserer LeserInnen sind wir natürlich immer dankbar….

2 Kommentare

  1. RRistretto

    16. August 2012

    Angst vor 10/10?
    Bester Kaffee vom Barista-Staatsmeister und ihr dürft bezahlen was ihr wollt und es ist euch dennoch keine 10/10 wert?

    Reply
  2. Carrie

    12. November 2016

    Ich seh nicht ein, dass ständig Starbucks wegen teuren Preisen kritisiert wird. Fast überall zahle ich mittlerweile 3 Euro für einen Coffee to go (der schmeckt) und bekomme einen Minibecher. Bei Starbucks bekomme ich um knappe 4,5 einen halben Liter. Die Coffeeshop Company bewegt sich fast im gleichen Preisbereich, die Tassen sind aber auch kleiner. Man kann von Starbucks halten was man möchte, aber das Gerücht, es sei dort alles so teuer, hat sich dank Hatern wunderbar verselbstständigt. Das Preis-Leistung–Verhältnis stimmt dort einfach.

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