Grind-Atmosphäre par excellence
Das weite Spektrum der Wiener Kaffeehäuser reicht bekanntlich vom pompösen Ringstraßencafé bis hin zur den eher weniger glanzvollen Häusern in den Außenbezirken, die dafür aber mit umso mehr Charme und Authentizität aufwarten können; wenn also das Café Sacher die eine Seite des Maßstabes bildet, dann befindet sich das Café Weidinger definitiv am absoluten Gegenpol.
Zwischen Lugner und Rotlichtmilieu
Wenn man vom immer belebten Gürtel aus eintritt, dann wähnt man sich sofort in einer anderen Welt: kaum zu glauben, dass die Lugner City, die Hauptbibliothek und die Rotlichtmeile des Gürtels nur wenige Meter entfernt sind, wenn man hier Platz nimmt. Seltsam still ist es nämlich oft tagsüber im Weidinger, selbst wenn alle Tische besetzt sind – das hektische Treiben lässt man hier draußen. Der einzige Hinweis darauf, dass man sich nicht zurück in die fünfziger Jahre katapultiert hat, ist eigentlich nur die (Nikotin)-Patina auf der Einrichtung – und dass diese schon viel mitgemacht hat, sieht man den teilweise durchgesessenen Polstermöbeln auch deutlich an.
Der große Gleichmacher
Eintreten und Wohlfühlen heißt es im Café Weidinger: auch wenn man das erstmal gar nicht glauben kann. Aber der Wiener Ranz hat etwas beruhigendes und irgendwie läuft alles herrlich unprätentiös und unaufgeregt hier. Viel Charme, gepflegte Langsamkeit und Toleranz. Versumpern und diskutieren geht im Café Weidinger besonders gut: von 8:00 Uhr früh bis immerhin 00:00 Uhr nachts kann man sich hier unter der Woche die Zeit vertreiben, trinkend, rauchend, mit Kartenspielen, an den Karambol-Tischen oder an der hauseigenen, legendären Kegelbahn im Keller, die allerdings oftmals komplett ausgebucht ist – Geheimtipp ist das Weidinger nämlich keiner, wohl aber der schattige Gastgarten im Hof, der in der belebten Gegend die einzige Ruheoase zu sein scheint.
Speis und Trank
Speisen kann man hier übrigens auch: Kaffeehaus-typisches wie Gulasch, Eierspeis und natürlich verschiedene Torten und Strudel stehen auf der Karte, die Preise sind hier angenehm günstig. Wer also in den Lugner’schen Fresstempeln nicht fündig wird kann hier ebenfalls einkehren – sonst wird im Café Weidinger aber mehr getrunken. Wer stundenlang an seiner Melange (oder an seinem Spritzer) nippt wird hier nicht schief angesehen, wer sich im Rekordtempo Bier um Bier hinter die Binde kippt schon gar nicht. Im Weidinger sind sie eben alle gleich: Jung und Alt, Arm und Reich, Bohème und Bourgeoisie sowie deren ungeliebtes Kind, alle sind hier willkommen und versammeln sich, um hier zu versumpern.
STADTBEKANNT meint
Wer zum Trinken aufgelegt ist, ist hier genau richtig. Und das auch schon zur Morgenstund. Zwischen 8:00 Uhr morgens und 00:00 Uhr nachts kann man hier seine Bierchen zischen oder an einer Melange nippen. Imperial ist es hier nicht, aber angenehm ranzig und perfekt, um zu versumpfen. Im Keller gibt es eine Kegelbahn und oben gibt es alte Polstermöbel, die herrlich nach Zigarette duften. Von außen sieht man es dem Café Weidinger nicht an, aber innen ist mehr drin, als man erwartet. Wahres Wien von seiner herrlich schmutzigen Seite.
Ambiente – gemütlich | Service – Original | ||||
Qualität – gut | Preise – fair | ||||
Raucher/Nichtraucher |
Keine Bewertungen