Lokal im 7. Bezirk

Wenn ein Lokal übernommen und dann mit dem selben Namen weitergeführt wird, dann werden Vergleiche angestellt. Wie das im Fall von Leopold aussieht, lest selbst!

 

Remineszenz

Es war ein Kultort für junge Erwachsene der 2000er Jahre, für die der Name Leopold noch total altmodisch klang; und trotzdem gingen sie gerne hin. Ob Kaffeetratsch mit der besten Freundin im Wintergarten oder Flirt mit Cocktail in der Hand zu tollen Klängen auf der improvisierten Tanzfläche – im Café Leopold hat sich ein Teil meiner Jugend abgespielt. Es tut mir jetzt schon Leid für denjenigen, der sich an dieses Erbe herangetraut hat und dem Vergleich Stand halten muss.

Cafe Leopold Bar (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Cafe Leopold Bar (c) STADTBEKANNT

Asien in Wien

Doch es klingt vielversprechend: Die Gyoza Brothers, die für das Ramien und Shanghai Tan bekannt sind, erweitern mit diesem Standort ihr Regime in Mariahilf. Der Name bleibt erhalten, das Konzept entwickelt sich in Richtung asiatisch. Zumindest ein bisschen. Auf der Mittagskarte mit Stephansdom stehen Gyozas in drei Variationen, Sushi, Bowls und Pasta mit asiatischem Touch, Reisschalen, Curry und Wiener Spezialitäten. Da könnte man also zur Vorspeise ein Huhn Shiitake Gyoza bestellen, als erste Hauptspeise Tagliatelle mit Lachs und rotem Kokos-Curry und dann noch ein Wiener Schnitzel.

Cafe Leopold Poke Bowl (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Cafe Leopold Poke Bowl (c) STADTBEKANNT

Why?

Ja, ich gebe schon zu, es hat mich etwas irritiert, als ich erfahren habe, dass das Café Leopold nun asiatisch wird; aber dann doch bitte mit ein bisschen mehr Konsequenz, sonst liest sich das wie diese Postwurfsendungen, die gleichzeitig Pizza, Burger und veganes Curry anbieten. Das Bestellte war glücklicherweise von besserer Qualität als die Speisen dieser ominösen Lokale, deren Existenz durch die zahlreichen Flyer eigentlich anzweifelbar sein sollte. Und dennoch wurden alle drei Gerichte als eher durchschnittlich eingestuft – wobei dieses Urteil wohl mit dem Vergleich zum Ramien entstanden ist.

Cafe Leopold Speisekarten (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Cafe Leopold Speisekarten (c) STADTBEKANNT

MuseumsQuartierbelagerung

Die offene Terrasse, die einst Wintergarten war, wird zwar wieder von Fenstern eingerahmt, ist jedoch so wie sie gerade ist bei Schönwetter äußerst gemütlich. Im Lokalinneren musste ich eine kleine Träne verdrücken, dann aber anerkennen, dass das Umstyling mit dem cleanen Look und dem versteckten Hinterkammerl in rot sehr gelungen ist und im Grunde gar nicht so viel verändert wurde. Zu dem Lokal gehören außerdem noch eine Dachterrasse, ein Salon für Events und die Wasserbar unten im Hof des MuseumsQuartiers mit Banh Mi und Sushi Burrito.

Cafe Leopold Terrasse (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Cafe Leopold Terrasse (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Erwachsen werden

Trotz aller Wehmut muss ich sagen, dass es ein Glück ist, dass das Café Leopold von den Gyoza Brothers weitergeführt wird. Es musste offenbar ein bisschen erwachsen werden, so wie ich auch. Mit ein wenig mehr Linientreue (bitte kein Schnitzel auf der Speisekarte!) und Zeit, um die Veränderungen zu verdauen, werden wir bestimmt Freunde – der neue Leopold und ich.

Cafe Leopold Lokal (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Cafe Leopold Lokal (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

STADTBEKANNT meint

Das Café Leopold wurde von den Gyoza Brothers übernommen und ist nun fast gänzlich asiatisch. Auf mehreren Ebenen werden Gyozas, Sushi, Curry und Reisschalen serviert. Seltsamerweise haben sich auf die Karte auch Wiener Schnitzel oder Sacherwürstel verirrt. Nett ist es hier im MQ aber nach wie vor – der Wintergarten ist momentan sonnige Terrasse, wer will kann auch im Hof am Wasser Platz nehmen oder in das beschauliche Hinterkammerl verschwinden. Und ja, es ist ok, wenn bei einem Besuch auch das ein oder andere Tränchen vergossen wird, in Erinnerung an die guten alten Leopold-Zeiten!

Service

    3.0

    Marina

    Ist leider nicht mehr das was es mal war. Schade.

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