Speisen in der traditionsreichen Gaststätte
Wenn es draußen am Zentralfriedhof langsam dämmert, wird es drinnen im alten Concordia Schlössl besonders schön. Begrüßt wird man hier von einem haushohen Heiland aus Stein, der unbewegt über den verwunschenen Garten und das verfallene Schlössl wacht.
Im Kerzenschein
Im Inneren hält die Elektrizität höchstens in der einen oder anderen schummrigen Lichterkette Einzug. Ansonsten sorgen dutzende Kerzen für eine Stimmung, die einen in der Zeit zurückreisen lässt. Die hübsch vertäfelten Wände, die grazile blaue Decke aus Glas, die raumhohen Spiegel, der abgetretene Boden und die alten Holztüren erinnern an bessere Zeiten, in denen das Haus noch Repräsentationsraum eines der wichtigsten k.u.k. Steinmetze war. Ein wenig ungemütlich ist es schon, aber im kargen Charme des großen Raums trifft nachlässiger Minimalismus auf verjährte Opulenz und man fühlt sich in dieser seltsamen Mischung irgendwie doch wohl.
Schnitzel-Variationen
Kulinarisch bietet die „kleine Oper“, wie das Schlössl auch genannt wird, Zwiegespaltenes. Die ungewöhnlichen Schnitzelvariationen bieten die gesamte Bandbreite von vertraut (Spinat&Feta), über kreativ (Bohnenfülle) bis völlig übergeschnappt (Popcornpanier!) und werden zudem nicht auf ordinären Tellern, sondern nur auf feinsten Silbertabletts serviert. Weniger royal ist die Salatbeilage, die leider eher nach essiggetunkten Gemüse aus dem Glas schmeckt. Fleischlose Genüsse dürften generell nicht die Spezialität des Hauses sein: Vegetarisches ist nur vereinzelt auf der Karte zu finden, dafür aber umso deftiger. Überbackener Käse etwa – köstlich, aber verglichen mit den schrägen Schnitzeln erschreckend langweilig.
Wilde Natur im Schanigarten
Der große, etwas verwilderte Garten, der im Winter das ganze Haus noch geisterhafter wirken lässt, blüht im Sommer richtig auf. An wahllos angeordneten Tischen sitzt man hier zwischen Wurzelstock und Weinrebe, mit Blick auf den Zentralfriedhof. Das Faible für Lichterketten wird auch heraußen ausgelebt und so bleibt man auch im Dunkeln gerne noch ein bisschen länger sitzen.
Zehn-Groscherl-Romantik
Geradezu nostalgische Gefühle steigen spätestens bei einem Blick auf die Rechnung hoch. Die auffällig seltsamen Centbeträge machen in diesen alten Mauern erneut ein bisschen Geschichte lebbar. Hier wurde wohl am Ende der Schillingzeiten höchst korrekt auf Cent und Groschen genau umgerechnet und dieser Stil seither beibehalten. Witzig, irgendwie, aber auch merkwürdig, eben wie alles in diesem alten Schlössl.
STADTBEKANNT meint
Ein Ort für jede Jahreszeit – ist es im Winter besonders stimmungsvoll am Holzofen, so kann man im Sommer ganz wunderbar im märchenhaften Garten entspannen. Am besten verbindet man den Besuch im Concordia Schlössl mit einem (für alle Wien-Touristen ohnehin unumgänglichen) Spaziergang am Zentralfriedhof und kehrt rechtzeitig zur Dämmerung hier ein. Wäre das Haus nicht so verblüht und hätte es ein Euzerl weniger Gruselcharme, könnte es hier im Flackerlicht beinahe romantisch werden.
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