Kaffee im 2. Bezirk
Am Karmelitermarkt gibt es gleich zwei Einfahrten nebeneinander. Die eine führt in die Tiefgarage und ist für Autos gedacht. Die andere hingegen ist ein Lokal und eher nicht so für Autos gedacht, sondern vielmehr für ihre Fahrer aber natürlich auch für Passanten oder vorbeisausende Radfahrer.
Patina für den Charakter
Wohingegen es in einer Garage ja zumeist nicht erlaubt ist, zu rauchen, ist der Geruch nach Zigarette das erste, was mir in der Einfahrt in die Nase kriecht. Beim ersten Abscannen des Lokals bemerkt man, dass hier auch tatsächlich viele Raucher verweilen, die sich allesamt natürlich in das Bild einfügen. Der Betonboden erinnert an eine Garage, auch wenn das wohl nicht ganz Absicht war, die Tische erzählen Geschichten und auch sonst sieht man dem Lokal an, das es bereits über elf Jahre alt ist. Das macht aber nichts, denn unweigerlich trägt diese Patina zum Charakter der Einfahrt bei.
Von Hochzeitskrokodilen und Hawis Totalabsturz
Außerdem finden sich hier allerlei Skurrilitäten. In einem gläsernen Kubus etwa steht ein aus Beton gegossenes Krokodilpaar bei der Hochzeit. An den Wänden hängen einige Gemälde. Außerdem präsentiert er uns stolz die vom Chef August Holler liebevoll „Hawi“ genannte Skulptur eines Herren, der schon etwas vom Alkohol in Mitleidenschaft gezogen wurde. In der einen Hand liegt das erschlaffte Gesicht vergraben, die andere hält so gut sie noch kann ein Glaserl fest. Das Highlight daran ist allerdings, die „Totalabsturz-Funktion“, die den armen Hawi völlig zum Erliegen bringt.
Tschicks und String-Theorie
Den anderen Gästen scheint es aber noch gut zu gehen, es ist allerdings auch noch mehr oder weniger Früh am Morgen. Dafür wird dem einen Gast vom Chef persönlich die Tschick angezündet, im Nicht-Raucherbereich philosophiert man über die String-Theorie. Und nein, es handelt sich dabei nicht um Unterwäsche, sondern um die Theorie, an der Sheldon Cooper aus der Big Bang Theory verzweifelt ist.
Frühstück oder Sardinen?
Die etwas pickige laminierte Speisekarte hält allerlei Wienerisches bereit: Wiener Frühstück mit hausgemachter Marmelade, Snacks oder Dosensardinen, für die das Café Einfahrt berühmt ist.
STADTBEKANNT meint
Die Einfahrt kann wohl als Wiener Original bezeichnet werden, denn hier rennt der Schmäh, hier darf geraucht werden, hier gibt es allerlei Skurrilitäten zu entdecken und hier kann man (pseudo-)philosophischen Diskussionen beiwohnen. Die Speisekarte pickt ein bisserl, das Lokal ist schon recht abgenutzt, aber trotzdem ist das Café Einfahrt irgendwie cool und verdient auf jeden Fall den Beinamen „Wiener Original“.
Albert.pangerl
Is imma wieda mei erste Station am karmelitermarkt, wenn i in Wien ankomme, täglich a erste Melange und a letztes achterl vorm hoamgeh, macht’s a so weida da wienophile obabaya 😜👍