Ein Biogasthaus mit Anspruch im 3. Bezirk
Foodtrends ade, bei Gustl kocht stehen Menschlichkeit und Genuss im Vordergrund! Ein anspruchsvolles Konzept, das durch und durch gelungen ist!
Biogasthaus in Erdberg
Ich teste ja nun nicht gerade wenige Lokale in Wien, aber ehrlich gestanden gab es bisher keines, das mich nachhaltig so beeindruckt hat, wie jenes vom Gustl. Wer das ist und warum er mir bestimmt in Erinnerung bleiben wird, wollen wir gleich klären. Zunächst aber zu den Eckdaten: In der Erdbergstraße nahe des Rochusmarkts hat ein modernes und gemütliches Bio-Gasthaus namens „Gustl kocht“ mit mittel- und osteuropäischer Küche eröffnet.
Moderne Umsetzung einer Institution
Bereits beim Eintreten war ich von dem Lokal angetan. Ähnlich wie wir es ja schon vom „Zum Wohl“ in der Stumpergasse kennen, wird hier das traditionelle Gasthaus modern interpretiert. Der Außenbereich ist in hellem Holz eingetäfelt und auch innen wird viel mit dem Naturmaterial gearbeitet. Dunkle Einbaubänke und Tische, bunte Tackerln, ein uralter Fabrikboden, Bücher und Wandteppiche (ok, in diesem Zusammenhang wollen wir diese ausnahmsweise akzeptieren) sind hier ebenso vorhanden wie helle Lampenschirme. Der Gastraum ist freundlich und einladend, schlicht und bodenständig, aber keineswegs bedrückend oder düster. Architektonisch gesehen ist es eine gelungene Umsetzung des modernen Gasthauses, die man ja mittlerweile sogar schon als eigene Spezies ansehen könnte. Im Übrigen wartet auch ein abgetrennter (!) Kinderbereich mit Tischen für Familien auf. Das ist ja wirklich einmal sinnvoll!
August und die Sachertorte
Tja, und wer der Gustl sein soll, das sollte schnell aufgelöst werden. Kurz nach meiner Ankunft stand mir der Wiener Anwalt Christoph Liebscher in schokoladenbefleckter Schürze gegenüber. Sein zweiter Name lautet August und von da war es nur mehr ein kleiner Sprung zum Gustl. Er ist nicht nur Namensgeber, sondern auch der Betreiber des Gasthauses. Dass er jedoch selber kocht, ist nur eine Halbwahrheit. In Wirklichkeit lässt er nämlich kochen. Einzig bei einer Speise darf man ihm den Koch- oder besser gesagt Backlöffel nicht aus der Hand nehmen. Die Flecken auf der Kochschürze haben es schon verraten: es handelt sich um die Sachertorte! Das Rezept stammt übrigens von seiner Großmutter, die bei Anna Sacher gelernt hat. Leider war die Torte bei dem Besuch noch nicht fertig, ich habe mir aber schon ein Stück für den nächsten Besuch vorreserviert!
Pierogi-Empfehlung
Mit den bestellten Pierogi war ich jedenfalls sehr zufrieden! Und das, obwohl diese gar nicht in der klassischen Variante zu bekommen waren, sondern nur mit Zwetschen-Kraut Füllung mit Eierschwammerlsoße. Nach dem Verzehr habe ich mir allerdings vorgenommen, mich nicht mehr auf Altbekanntes zu versteifen. Klare Empfehlung also!
Keine halben Sachen
Nachdem wir nun aber wissen, dass das Gasthaus schön ist, das Essen gut und der Gustl im Namen des Besitzers steckt, soll jetzt aber natürlich noch aufgeklärt werden, was das Konzept so einzigartig macht! Nun, zum einen weil beim Essen keine Kompromisse eingegangen werden. „Keine halben Sachen“, nennt sich das dort (1. Leitsatz). Das Gustl kocht ist nämlich einer der wenigen Betriebe, die zu 100 % biozertifiziert sind. (Eigentlich sind es 99%, das 1% Nicht-Bio betrifft das tschechische Fassbier). Außerdem wird so lange an Rezepten, Zutaten und Lieferanten herumgefeilt, bis eine ideale Lösung gefunden ist.
Es ist Platz für alle da
Der zweite große Eckpfeiler betrifft den Menschen. Einerseits geht es dabei um den Gast, der vom Baby bis Opa willkommen ist. Und zwar wirklich, gibt es schließlich einen Krabbelbereich und einen Indoor Spielplatz für die Kleinen, einen Jugendraum im Keller mit dem wohl tollsten Vollholz-Wutzler der Stadt, bis zum Gastraum für alle anderen. Auf der anderen Seite betrifft dies auch das Personal. Menschen, die es aufgrund von Behinderung oder Langzeitarbeitslosigkeit schwer haben, im Berufsleben aufgenommen zu werden, bekommen hier die Chance auf Arbeit. Ein netter Umgang unter Kollegen sowie mit dem Gast steht beim Gustl außerdem an hoher Stelle. Es ist Platz für alle da! (2. Leitsatz)
Genuss und Menschlichkeit
Nun, bei unserem Besuch hatten wir den Eindruck, dass dieses wirklich bewundernswerte Konzept auch durchaus gut umgesetzt wird. Natürlich ist man mit so einem Vorhaben leichter angreifbar, aber auf der anderen Seite könnten wir diesen Mut, etwas in der Gastronomie Welt zu verändern ja doch auch sehr begrüßen und Mal ein Auge zudrücken, wenn ein Kellner vielleicht einmal nicht so gut gelaunt ist. Denn im Grunde geht es hier ja vor allem um Genuss und Menschlichkeit, oder?
STADBTEKANNT meint
Christoph „Gustl“ Liebscher hat in der Erdberggasse ein modernes Bio-Gasthaus mit mittel- und osteuropäischer Küche eröffnet. Das Konzept ist anspruchsvoll. Beim Essen kennt man keine Kompromisse, hier wird solange an Zutaten, Rezepten und Lieferanten gefeilt, bis das Ergebnis perfekt ist. Der Gast soll sich wohlfühlen, egal welches Alter er hat (Krabbelbereich, Indoor Spielplatz, Jugendraum, Bücherecke). Auch beim Personal wird auf Menschlichkeit und höflichem Umgang untereinander und mit den Gästen geachtet. Um nun auch den 3. Leitsatz loszuwerden, sei hier an der Stelle einfach einmal gesagt. Der Besuch bei Gustl kocht war „Einfach gut“.
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