Bar im 9. Bezirk
Psssst: Wir haben die geheime Bar gefunden!
Die geheime Bar
Dieser Artikel birgt Herausforderungen. Zunächst eine Premiere, denn den Eingang zu dem Lokal musste ich erst finden. Und natürlich möchte ich auch den Respekt vor der Haus-Philosophie wahren, also nicht all zu viel verraten. Seit einigen Wochen kursieren ja Gerüchte über eine geheime Bar in der Berggasse namens Krypt. Sehr viel mehr Anhaltspunkte hatte ich nicht. Und damit ist meine Journalisten-Neugierde natürlich zielgenau getroffen worden.
Versuch Nummer 1
Eines Freitag Abends war ich im Votiv Kino, also in der Nähe. Es war die perfekte Gelegenheit für einen ersten Versuch. Dass ich scheiterte, lässt sich ja bereits an dem Zwischentitel ablesen. Zumindest gab es aber ein paar neue Anhaltspunkte. Nach dem Film ging es also ab in die Berggasse 5, wo ein unscheinbares Eckhaus steht. Bei der Erkundungstour der Außenwände fanden wir allerdings nur Gleichgesinnte, die ebenfalls nach einem Eingang suchten. Als wir uns frech durch die Pforte wagten, landeten wir in einen entzückenden Innenhof mit Baustelle. Dort wurden alle Türen gecheckt – aber nichts.
Der Aufzug
Doch plötzlich entdeckten wir einen Aufzug und ich war sicher, er würde uns zur Bar führen. Dass in seinem Inneren auf Styropor die drei Buchstaben B, A und R eingeritzt waren, schürte meine Vermutung. Doch tatsächlich wollte uns der Aufzug auch trotz mehrmaligem und gleichzeitigem Drücken aller Knöpfe und dem Aufsagen absurder „Sesam Öffne Dich“ Sprüche nicht den Zutritt zum untersten Geschoß gewähren. Zumindest aber hatte eine der Mitsuchenden eine Website eines Mitwirkenden mitsamt Telefonnummer gefunden, doch „die Bar habe wohl heute nicht geöffnet“, lautete die kryptische Aussage am Telefon und aus war die Maus.
Versuch Nummer 2 und 3
Es folgten Versuch Nummer 2 und 3 ohne weitere Ergebnissen, als ich eines Tages – wie das in Wien halt so ist – einen Freund traf, der eine Freundin hat, die einen der Betreiber kennt. Die Bar würde aber erst in ein paar Wochen eröffnen und irgendwann kam die SMS, es sei offenbar soweit.
Versuch Nummer 5
Aufgeregt machte ich mich also eines Freitags auf die erneute Suche. Ohne zu zögern, ging es also wieder zur Berggasse 5, rein in den Hof, in den Aufzug, der sich tatsächlich in Richtung Untergrund bewegte. Doch da sah es eher nach Hinterzimmer aus und am Ende des Abends fanden wir auch heraus, dass wir den falschen Eingang erwischt hatten. Wo der richtige Eingang liegt, dürft ihr aber selbst herausfinden.
Endlich da!
Nun da waren wir also: mitten in Wiens geheimster Bar, die mit ihrem Gewölbe dem Namen Krypt gleich in zweifacher Hinsicht gerecht wird. Wir sahen und staunten und staunten weiter. Das Interieur ist großartig: eine meterlange Bar, die nahtlos in einen Tisch übergeht, wunderschöne Möbel, ein saftig-grünes Wandbild, Nischen und Ecken, ein Shuffleboard, ein geheimer Raum und eine denkmalgeschützte Treppe, die als Zeitzeugin seit 200 Jahren über diese Räume wacht und wohl nicht nur den geheimen Jazzsessions in den 1960er Jahren beiwohnen durfte.
Club der Kryptiker
Die Anwesenden bewegten sich hier so natürlich, als würden sie alle zu einem Bund gehören. Und irgendwann gehörten auch wir dazu, bestellten einige der ausgezeichneten Signature Cocktails, spielten eine Runde am Shuffleboard, wechselten in eine Nische, bestaunten die alte Treppe und genossen dieses wundervolle Stückchen Wien, acht Meter unter der Erde, mitten im Alsergrund, zwischen Votivkirche und Freuds Andenken.
STADTBEKANNT meint
Wenn um etwas ein Geheimnis gemacht wird, dann schürt das natürlich Erwartungen, was ziemlich schief gehen kann. Im Fall der gerüchteumwobenen Krypt-Bar wurden die Erwartungen jedoch sogar um ein vielfaches übertroffen. Ist der Eingang erstmal gefunden, geht es acht Meter hinunter in einen atemberaubenden Gewölbekeller mit fabelhaftem Interior Design und unbeschreiblich guten Cocktails. Aber bitte psssst!
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