Geschlossen

Restaurant im 2. Bezirk

Eine Marktlücke in der Gastronomie zu finden, ist wohl nicht unbedingt eine der leichtesten Aufgaben. Das gleichnamige Restaurant von Sebastian Neuschler erfüllt einiges bisher Unentdecktes aus der Szene – allen voran in Sachen Speis’ und Trank.

Vom Küchenchef zum Lokalbesitzer

Sebastian Neuschler ist kein Neuling, zumindest nicht, was seine Position als Küchenchef betrifft. Als Lokalbesitzer hingegen startet seine Karriere gerade jetzt mit einem Lokal, das in der Umgebung des Karmelitermarktes einst unter dem Namen „Das Engel“ bekannt war. Es befindet sich in der Lücke zwischen Schöner Perle und Pizza Mari’ in der Großen Pfarrgasse 5. Ich sage immer, dass die besten Entscheidungen im Leben spontan geschehen. Dass Sebastian Neuschler blitzschnell auf eine Willhaben Anzeige reagierte, in Short und mit Kappe direkt in das freistehende Lokal düste, um es sich ohne zu zögern zu sichern, bestätigt meine Theorie. Denn das was er da geschaffen hat, ist wahrlich eine Bereicherung für die Stadt.

Das Essen, ein Gedicht!

Vor allem liegt das an den Kochkünsten Sebastian Neuschlers. Das, was er da auf den Tellern serviert gleicht Poesie. Die beste Fischsuppe der Stadt würde er kochen, meinte einst ein kritischer Gastrokollege. Ein Fehler von mir, sie nicht ausprobiert zu haben! Dafür habe ich mit dem Wolfsbarschfilet mit Süßkartoffelpüree, Blattspinat und Salzzitronenbutter einen Volltreffer erzielt! Denn so ausgezeichnet habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Der Fisch wurde am selben Tag aus der Adria geholt und mit Expresslieferung eines italienischen Freundes nach Wien gebracht. Die Zubereitung zeugt von einem Koch, der sein Handwerk versteht. Und die Kombination auf dem Teller entspricht einem harmonischen Gedicht an dem man sich von Anfang bis Ende erfreuen kann. Tatsächlich möchte sich Sebastian in näherer Zukunft noch intensiver den Fischgerichten widmen! Wenn es da noch mehr geben wird, ihm wird die Bude eingerannt, zumindest von mir! Als Nachspeise wurde ich zu einem Erdbeer-Rhabarber-Türmchen mit Buttermilcheis verführt, das keinerlei anderer Worte bedarf als meinem Gesichtsausdruck, der sich vor Genuss gar nicht einkriegen wollte.

Seemanskracherl und Claridge Cocktail: innovati hinter der Bar

Dass zu einem gepflegten Essen auch passende Getränke gehören ist wohl selbstverständlich. Dass die Marktlücke mit Stefan Lembacher als Verantwortlichem auch in dieser Hinsicht über die Branche hinauswächst, bestätigt auch hier der Lokalname. Denn während momentan alle auf den Ginexpress aufspringen, wird hier bereits mit unbekannten Größen wie weißem Cognac, einer handvoll Wermutsorten fernab von Martini oder selbstgemachtem Bitter herumexperimentiert. Signature Drink ist der Claridge Cocktail im Eichenfass. Diese Mixtur, die Stefan Lembacher für den Botanical Garden vor einem Jahr kreierte besteht aus Dry Gin, Wermut, Orangenlikör und Apricot Brandy. Das besondere daran ist, dass die Mixtur im Eichenfass gelagert wird und dann quasi direkt serviert werden kann. Interresant klingt auch das Wiener Seemannskracherl, mit Gin Sul, Gemischtem Satz (von meinem Lieblingswinzer Kroiss!), Dry Tonic und einem Hauch selbstgemachtem Kümmel Bitter. Ein gepflegter Negroni hat hier übrigens ebenfalls gut Platz, genauso wie ein feiner weißer Spritzer und ein gutes Bier, obwohl es ja fast ein bisschen schade ist, sich den Experimenten von Stefan nicht auszusetzen.

Goldener Boden und Kriegsbemalung an der Wand

Das Interieur ist auch sehr ansprechend gestaltet. Einiges wurde vom Vorbesitzer übernommen, wie der goldene Boden, die Glühbirnenlampen an den Wänden und die Tische. Anderes wurde hinzugefügt, wie die gezielt ausgewählten alten Möbel der Glasfabrik: eine alte Apothekerzeile als Bar, eine uralt Werkbank als Tisch, ein Servierwagen als Besteck- und Gläserbehälter oder zwei wunderhübsche Fauteuils. Entgegen dem Berliner Stil mit nur abgenudeltem und altem Mobiliar, drängen sich hier aber auch schicke moderne Deckenlampen oder neue Gartenmöbel unter die Interieursenioren. Spannend auch die dunkle Tischecke, die fast schon wie ein eigener Raum sein könnte mit Tafelwand und drei-monatlich wechselnder Kriegsbemalung (derzeit von Heinz Seidenbusch).

Und welche Marktlücken kommen noch?

In einer so dynamischen Branche wie der Gastronomie muss man sich der Zeit anpassen. Die Marktlücke scheint mit ihrem Konzept sogar ein bisschen ihrer Zeit voraus, denn so einige Nischen wurden hier abgedeckt! Wir sind gespannt, welche Marktlücken in den nächsten Monaten aufgedeckt werden!

STADTBEKANNT meint

Selten hätte ich so von einem Lokal geschwärmt, meinte mein Mann zu Hause zu mir! Zu Recht, tischt Sebastian Neuschler schließlich Gerichte auf, die euphorische Gesichtsverzerrungen kaum verbergen lassen. Ob Fischsuppe, Beef Tartar, Parmigiana di Melanzane oder das unvergleichbar wohlschmeckende Wolfsbarschfilet, ich wage zu behaupten, dass hier keine falsche Wahl getroffen werden kann. Ergänzend dazu hat sich Sebastian Neuschler, Stefan Lembacher zur Seite geholt, der getränketechnisch wohl einer der besten seiner Branche ist und mit weißem Cognac oder selbstgemachtem Bitter herumexperimentiert. Dass sich Sebastian und Stefan gefunden haben, ist wohl der beste Marktlückenfund überhaupt!

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