Frühstück in der Meierei im Stadtpark
Zwischen Morgentau, ersten Sonnenstrahlen und zehn Uhr morgens schlendern wir durch den Stadtpark hin zur Meierei. Heute wollen wir wissen, wie es sich dort so frühstückt.
Von keinen Blicken, die uns würdigen und weißen Handschuhen
Die Meierei betreten fühlen wir uns in Barbour-Jacke und Norwegerpullover erstmals etwas fehl am Platz. Der Businessfrühstücker mit Serviette, wahlweise Tablett am Schoß, würdigt uns keines Blickes.
Egal, wir nehmen Platz um unverzüglich vom Kellner informiert zu werden, dass dieser Tisch reserviert sei. Das erkenne man nicht an einem Schild, sondern am Gedeck. Wir dürfen trotzdem sitzen bleiben, entledigen uns erstmals unserer schweren Garderobe und schreiben uns gedanklich eine Notiz: Knigge studieren! Alles Weiß, alles sauber, alles klar; die Meierei kann’s. Der Kellner kommt nach wenigen Minuten erneut, um uns die Speisekarte mit weißen Handschuhen zu öffnen. Toll, ob wir denn auch gefüttert werden? Man weiß es noch nicht.
Alles für den guten Ton
Zwischen Pfirsich-Passionsfrucht-Erfrischung, gebeiztem Wildlachs, Pastinaken-Kräuter Eierspeise entscheiden wir uns jeweils für die Basis, bestehend aus grünem Tee, zwei Stück Gebäck, Butter und Marmelade. Dazu bestellen wir einmal Saiblings-Tartare mit marinierten Rüben, und weil es in einem Restaurant dieser Kategorie schon fast zum guten Ton gehört, einmal Bauern-Ei im Glas mit Rahm und gehobelter Gänseleber. Bestellung abgegeben.
Marmelade so gut wie nie
Der Brotkorb und die Marmeladen werden aufgetafelt, unmittelbar darauf der Tee. Alles appetitlich drapiert. Die Marmeladen in kleinen gläsernen Schälchen, die wirklich schönen Teller sind aus Porzellan. Während wir auf die Extravaganzen aus Fisch und Gans warten, bestreichen wir unsere Brote mit der sich vor uns befindenden Marillen-Marmelade. Beim ersten Kontakt mit unserem Gaumen kommen uns zehntausend Eindrücke in den Sinn. Zehntausend wunderbare Eindrücke, denn das ist die beste Marmelade der Welt. Kein Schmäh!
Von Fisch und Gans
Etwas später dann die Hauptgänge unseres Frühstücks Fisch und Gans. Während mir das Saiblings-Tartare auf der Zunge zergeht, verzieht mein gegenüber erst einmal das Gesicht. Dass es bestimmt leichteres gäbe, mit dem man den Tag startet, höre ich es murmeln. Davon will ich mich selbst überzeugen, reiche meiner Begleitung den leichten Fisch und nehme die angeblich schwere Gans entgegen. Aussehen tut es auf den ersten Blick vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, mal sehen ob es denn auch gewöhnungsbedürftig schmeckt. 30 Sekunden später sind Gans und Ei in mir. Resümee: fabelhaft! Im Gegensatz zum Fisch vielleicht wirklich etwas deftig, dennoch einwandfrei. Nebst geschmacklicher Makellosigkeit kommt freilich der Aspekt des Elitären hinzu -man isst ja immerhin Gans. Und diese noch dazu gehobelt. Inklusive Trinkgeld bezahlen wir 30,- Euro, ziehen uns an und gehen.
STADTBEKANNT meint
Die Meierei besucht man bestimmt nicht jeden Tag, zudem sind die Preise einfach zu hochtrabend. Das Ambiente soll ja außerdem auch etwas Besonderes bleiben. Zur nächsten Feierlichkeit oder Gehaltserhöhung kommen wir bestimmt wieder. Aja, gegessen haben wir übrigens selbst.
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