Zum Schluss einen ordentlichen Rausch.

Doch soweit sind wir noch nicht. Gehen wir’s langsam an.

Beispielsweise mit Mantu – hausgemachten Teigtaschen, die entweder vegetarisch, gefüllt mit Porree und Blattspinat, oder zusätzlich mit Rindfleisch zu haben sind. Suppen gibt es an der Zahl drei: Linsen-, Karotten- oder Kichererbsensuppe. Die Gerichte auf der Speisekarte sind in Paschtu und Dari (den beiden Amtssprachen Afghanistans) gehalten und bezeichnen entweder nüchtern das Gericht selbst oder umschreiben es poetisch: So steht die Hauptspeise „Golestan“ (hausgemachte Nudeln mit gemischtem Gemüse, Blattspinat und Pfefferminze) für „Blumengarten“ und bezieht sich auf einen bekannten persischen Gedichtzyklus. Zum Abschluss empfiehlt sich „Nescha“ („Rausch“) – gebratene Datteln mit Eis. Die Preise bewegen sich zwischen 3,50 Euro und 12,80 Euro. Auch Mittagsmenüs bietet das Noosh – um 6,80 Euro bzw. mit Suppe um 7,80 Euro. Seit Mai gibt es außerdem jeden Sonntag Brunch.

 

In der Vorsicht liegt die Würze

Die Gerichte sind vorsichtig gewürzt, was der afghanischen Küchenphilosophie entspricht: Der Eigengeschmack der verwendeten Zutaten soll stärker zur Geltung kommen, Minze, Kreuzkümmel, Kardamon, Korianderkerne, Chili und andere sollen das Gericht unterstreichen, nicht übertünchen. Von den Fleischgerichten (Rind, Lamm, Huhn) ist vor allem das Lamm hervorzuheben; es muss ein glückliches Tier gewesen sein.

 

Tränen und Flammen

Der Enddreißiger Khaled Khosdel, Besitzer des Noosh, hat in Afghanistan Kaligraphie gelernt und gestaltete den Schriftzug des Noosh so, dass es an eine Flamme erinnert. „Noosh“ ist Paschtu für „sich laben“, „Noosh-jan“ wird verwendet, wenn man sich zuprostet oder sich guten Appetit wünscht. Von den Decken hängen in bunten Farben die „Tränen Kabuls“, von Khosdel selbstgestaltete Lampenschirme: „Diese Lampen stehen für die ambivalenten Gefühle, die ich für Afghanistan hege: Unübersehbar einerseits das Elend, aber gleichermaßen die Lebensfreude, die ersterem trotzt: Man kann auch Tränen lachen“, sagt Khosdel. Ein mit Kissen ausgelegtes, erhöhtes Podest lädt zum gediegenen Hinflätzen ein: feels like Pascha. Auch einen schönen, pflanzengesäumten Gastgaren gibt es.

Noosh Afghanisches Restaurant Schanigarten (c) STADTBEKANNT
Noosh Afghanisches Restaurant Schanigarten (c) STADTBEKANNT

Ort der Begegnung

Neben dem normalen Restaurantbetrieb finden hier regelmäßig Lesungen, Konzerte, Buchpräsentationen und Vernissagen statt. Ein detailverliebter architektonischer Mix aus westlichen und afghanischen Elementen bildet den Rahmen, in dem Menschen einander begegnen können und sollen. Schnörkellos, dezent und doch verspielt, wird hier definitiv kein folkloristischer Zirkus betrieben.

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