Neues Wiener Beisl in der Leopoldstadt
Ein Feuerwerk der Gefühle entsteht im neuen Stuwerviertel-Beisl mit Langòs 2.0 und zeitgemäßem Geschichtsunterricht.
Ehrensache
Was ich an vielen Lokalen im 2. Bezirk so mag? Den behutsamen und zeitgemäßen Umgang mit Grätzelgeschichte, die hier oftmals nur ganz sanft entstaubt wird, ohne Komplettmähung wie im 1. oder Hipsterüberfluss wie im 7. Was das bedeutet? Im Paradebeispiel von Roland Soykas Das Stuwer nahe des Praters so einiges; nicht umsonst heißt es im Beisatz „neues Wiener Beisl“
Feuer-Kopf
Namensgeber für das Viertel und nun also auch für ein Lokal ist Pyrotechniker und Heißluftballon-Pionier Johann Georg Stuwer. Aus Mangel eines Porträts, hat sich das Grafikbüro im Kollektiv an eine Eigeninterpretation gewagt, die dem Beisl als Logo dient, womit wir bereits bei der sanften Historien-Auffrischung angekommen sind.
Kulinarische Horizont-Erweiterung
Die Speisekarte hält, wie angekündigt, traditionelle österreichische Küche mit internationalem Weitblick bereit. À la carte geht die Reise vom handgeschnittenen Beef Tatar mit Bärlauchbrioche über asiatisch marinierten Schweinebauch hin zum Stuwer Schmarrn mit Zwetschkenröster.
Rot-Weiß-Rot meets Rot-Weiß-Grün
Interessant ist auch der Abstecher nach Ungarn, ist es doch erfrischend wieder einmal etwas ganz Neues auf einer Speisekarte zu erspähen. Als Anspielung an die Praternähe werden hier nämlich ausgezeichnete Lángos serviert; in Neu-Auflage versteht sich. Wie in der Heimat werden sie belegt, die Toppings wie Schafskäse, Tomatensalsa, Avocadocreme und Kresse sind aber an den Geist der Zeit angepasst.
Gib Deinem Leben Einen Gin
Noch ein bisschen mehr aufpolierte Geschichte ist in der Einrichtung zu finden, allen voran in der Schank. Die musste lange unter einer Kunstlederschicht verharren, ehe man sie für das Stuwer befreit hat. Eine verrottete Stelle, die es zu renovieren galt, hat ein verborgenes Isoliermaterial zum Vorschein gebracht: Zeitungen aus dem Jahre 1925, womit das Prachtstück auch eine Altersangabe bekommen haben dürfte.
STADTBEKANNT meint
Das Stuwer ist ein Juwel in einem Grätzel, das bisher eher Randerscheinungscharakter hatte. Mit Kronleuchtern, alter Schank aber der nötigen Portion Zeitgeist hat Soyka ein altes Beisl gekonnt aufpoliert. Besonders zu empfehlen sind die belegten Langós’, die als Kontrastprogramm zum Prater-Pendant den Gaumen erfreuen. Ein Gentrifizierungs-Pionier mit dem richtigen G’spür für das, was hier hin passt. Darauf entzünden wir ein virtuelles Feuerwerk – Herr Stuwer wäre wohl erfreut!
Jasmin Schön
Top in allen Belangen!!
Qualität ist hervorragend und konstant gut. Vielfältige Küche.