Tee im 13. Bezirk

Dass Sandy einmal Ballerina war, ist in ihrem Teehaus wohl unschwer zu erkennen, denn das eine muss ohne das andere nicht auskommen. Ihre wunderbaren Tees heißen Otello, Aida oder Mustafa. Was der Single Malt dort zu suchen hat, und wie das Frühstück aussieht, das wollen wir noch herausfinden!

Ballett und Tee

Sandy hat zwei Leidenschaften: Ballett und Tee. Nachdem sie für Ersteres mit dreißig zu alt wurde, musste sie sich schon früh überlegen, welchen Zweitberuf sie nach ihrem Engagement am Theater gerne ergreifen wollen würde. Schnell stand fest, dass sie gerne ein Teehaus hätte. Und so ganz muss das eine ohne das andere auch nicht auskommen. Bereits im Namen ist ersichtlich, dass die Musik auch vor Tee keinen Halt macht. Zum einen versteckt sich in Teenorissimo ein Hinweis auf den Beruf von Sandy Pinderaks Mann Alexander, der als Tenor an der Volksoper angestellt ist. Zum anderen ist das Suffix – issimo ja bekanntermaßen gerne in der Musik in Verwendung um Steigerungen aller Art auszudrücken, etwa dem Fortissimo. Und genauso auf die Spitze getrieben wurde auch die Teequalität in der Wittegasse, denn diese ist „wunderbarissimo“.

Der fliegende Holländer, Carmen und Mustafa

Dass die Musik immer noch das Teil ihres Lebens ist, kann Sandy Pinderak wohl auch wirklich nicht bestreiten, schließlich werde ich in der Teestube direkt mit einem tänzerischen Knicks begrüßt, der wohl schon so etwas wie eine Automatismus geworden ist. Auch die Namen der Tees sind etlichen Opern entnommen und dass sich für Sandy die vielen Geschmäcker wie Noten zu unterschiedlichen Gefühlswelten zusammenfügen, erscheint nur all zu logisch. Und so tummeln sich im Regal etwa ein Ostfriesentee in der Rolle des fliegenden Holländers, eine Carmen in Form von Blutorange oder ein Suzuki als südkoreanischer Grüntee. Nachdem ich an zwei, drei Mischungen riechen durfte, habe ich mich dafür entschieden, Mustafa als Begleitung an den Tisch servieren zu lassen. Mit dem Geschmack nach Zimt und Datteln wurde mein Aufenthalt gleichermaßen anregend wie entspannend. Mustafa leistete mir außerdem auch beim Frühstück Gesellschaft, denn ein solches wird im kleinen Teesalon auch serviert.

60 Teesorten und ein kleines Frühstück

Der großen Auswahl aus über 60 Teesorten, steht zwar ein verhältnismäßig kleines und nicht weiter spektakuläres Frühstücksangebot gegenüber, aber das macht eigentlich nichts, denn es punktet mit Frische und Qualität. Außerdem erweist sich Sandy als flexibel und tauscht kurzerhand das nicht gewollte Ei durch eine Portion Käse aus. Grundsätzlich darf man sich zwischen zwei Zusammenstellungen entscheiden. Je nachdem ob man eher eine Naschkatze ist oder das Salzige bevorzugt gibt es entweder das süße Frühstück (zwei Sorten Marmelade, Bio-Ei, Frischkäse, Butter, Brot und Gebäck) oder das herzhafte Frühstück (Käse, Kochschinken, roher Schinken, Salami, Butter, Brot und Bio-Ei. Auf der Karte stehen außerdem noch Schnittlauchbrot, ein belegtes Sandwich sowie eine Buttersemmel mit Ei. Und auch selbstgemachte Kuchen können zum Tee bestellt werden. Obwohl das ausgewählte Frühstück wirklich in Ordnung war, stand es aber leider nicht ganz in Relation zu dem ausgezeichneten Tee. Vielleicht hätte sich Mustafa wohl mehr über ein Stück Kuchen gefreut?

Intime Atmsophäre im Puppenhaus

Zum Ambiente sei gesagt, dass die Herzlichkeit und Liebe von Frau Pinderak durch das ganze Stübchen strahlt. Liebevoll hat sie das ehemalige Büro renoviert, weiß ausgemalt, mit Stuck versehen und in ein puppenhausartiges Gesamtbild verwandelt. Besonders reizend ist der eingezogene Stock, in dem sich der Gastraum befindet und in dem es sich herrlich sitzen lässt. Durch die Enge des Bereichs und die mangelnde Hintergrundbeschallung, war mir die Stimmung allerdings eine Spur zu intim. Und schon fast empfand ich es als unangenehm, die eh schon leise gesprochenen Gespräche am Nachbartisch nicht ignorieren zu können. Warum werden denn zum Beispiel keine Opern gespielt, die ein wenig Grundstimmung schaffen? Gut, es ist schon wirklich Nörgeln auf hohem Niveau, denn das Teenorrissimo ist schon wirklich zauberhaft und wer weiß, ob die Stimmung sonst auch so wie beschrieben ist.

Ach ja, und wer denkt, Tee sei nur Mädchenkram, dem sei gesagt, dass hier einmal im Monat so etwas wie ein Single Malt Stammtisch stattfindet. Obwohl ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, dass bei den vielen guten Sorten von Frau Pinderak nicht auch der ein oder andere Teeverweigerer überzeugt werden könnte!

STADTBEKANNT meint

Sandy wurde allmählich zu alt fürs Ballett, und so beschloss sie, ihrer zweiten Leidenschaft alle Aufmerksamkeit zu schenken. Der Tee wurde zu ihrem neuen Steckenpferd, das Tanzen wurde hierbei aber nicht vergessen. Im Teenorissimo werden um die 60 Teesorten verkauft mit Namen von berühmten Operngestalten. Ob arabisch anmutender Mustafa (Kräutertee mit Dattel und Zimt), Grüntee Suzuki, Vanille Rooibos Tee Aida oder die heiße Blutorange Carmen, die Geschmäcker setzen sich wie Noten zusammen und bilden unterschiedliche Welten. Und hier ist Sandy in ihrem Element. Die Tees sind wirklich erstklassig, sowohl in ihrer Qualität als auch in der Originalität. Das dazu bestellbare Frühstück ist in Ordnung, steht allerdings sehr im Schatten des Heißgetränks. Die Stimmung ist gediegen, vielleicht eine Spur zu intim, aber insgesamt herzlich und auch so herzig wie in einer Puppenstube. Wir finden es wunderbarissimo!

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Bewertung “Teenorissimo”

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