Fahrradgeschäft im 14. Bezirk

Spitzengastronomie ist mit Fahrrädern kombinierbar und dem Gloriette Kino muss man nur eine kleine Träne nachweinen, denn das Velobis ist eine Neueröffnung, die man sich merken sollte.

Ein Fahrrad ist ein Kunstwerk

„Man hängt ein Fahrrad auf und hat ein Kunstwerk an der Wand“, erklärte mir Velobis Betreiber und Fahrradliebhaber Anthony. Aber nicht nur das Ganze darf als Bildersatz missbraucht werden, auch einzelne Teile können in brauchbare oder auch nur dekorative Einrichtungsstücke verwandelt werden. Wie das in etwa aussehen kann, darf man im Fahrradcafé Velobis in der Johnstraße bestaunen.

Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Fahrradkunst, Fahrradlokal

Gut, die Idee das Fahrrad als Kunstwerkes zu betrachten ist hierbei zwar genauso wenig neu wie jene eine Fahrradwerkstatt mit Shop und Lokal zu verbinden, dies allerdings in gelungener Form zu realisieren ist wieder so eine Sache. Bei Anthony ist die Fusion von Shop und Werkstatt Bike+Vienna sowie einem Bistro jedenfalls mehr als nur geglückt.

Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Von Deos und schwarzen Fingern

Ich selber war zwar noch nie vorher in einem Fahrradcafé, ein erstes Kriterium, das mir aber von einem Negativbericht in Erinnerung geblieben ist, war jenes von unangenehm riechenden Körperausdünstungen. Wir brauchen nicht darüber ins Detail gehen, wie unappetitlich es sein muss, wenn man unter diesen olfaktorischen Grausamkeiten in Ruhe seinen Kaffee schlürfen möchte, während das eigene Fahrrad repariert wird. Nun, dies wäre mir im Velobis jedenfalls überhaupt nicht aufgefallen – die Kunden scheinen wohl über die Erfindung eines Deos Bescheid zu wissen. Und gut, die Hände des Radreparateurs waren dreckig, aber zum Teufel, ich brauche nur ein Rad anzusehen und habe bereits schwarze Finger. Und schließlich ist er ja auch nicht der Koch.

Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Rusnak für Velobis

Diese Rolle hat nämlich Anton Rusnak übernommen, der bereits für das Coburg oder das Fabios gekocht hat. Ja! Ganz genau richtig gelesen! Ein Spitzenkoch in einem Fahrradgeschäft! Warum sollten Fahrradfahren und wirklich gutes Essen eigentlich auch nicht zusammenpassen? Wenn man Anthony so reden hört, dann merkt man nämlich, wie wichtig ihm gute Zutaten und feine Küche sind. Und, dass sich in der Speisekarte erfrischenderweise nicht (nur) das momentan so Übliche befindet, ist noch eine Draufgabe!

Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Afro-österreichische Küche

Die Küche wird als zeitgenössisch mit österreichisch-afrikanischem Flair bezeichnet, Anthony kommt ursprünglich aus Nigeria und lebt seit zwei Jahrzehnten in Wien, die Kombination liegt also auf der Hand. Als erstes ins Auge springt mir das Velobis-Roti, ein Fladenbrot, das mit unterschiedlichen Füllungen daherkommt. Ja gut, Pitas sind gerade am Vormarsch und Naan Brot vom Inder kennen wir schon lange, trotzdem ist die afrikanische Variante in Wien noch unbekannt und daher interessant – und die velobischen Essenskreationen sind das sowieso. Da gibt es nämlich außerdem zum Beispiel die Blutopernsuppe mit Roten Rüben und Kokosmilch, die nach dem Gloriette Kino benannt wurde, das sich hier bis vor kurzem noch in diesen Räumlichkeiten befand. Ansonsten tummeln sich auf der Speisekarte noch Gerichte wie Fasan-Mangold-Ananas mit Selleriepüree, eine Lammstelze mit Pilzpolenta und Mangold und ein Bärlauchrisotto mit Mango-Papaya Chutney. Ok ja, einen Cheeseburger gibt es auch. Aber davon abgesehen ist die Speisekarte in jedem Fall eine willkommene Abwechslung zu den immer gleichen Menüs neu eröffneter Lokale.

Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Deal!

Das Velobis ist in Summe in jedem Fall eine absolut nennenswerte Überraschung unter allen aktuellen Neueröffnungen: sympathischer Besitzer, tolle Räder, erstklassiges Essen, originelle Umsetzung. Und auch wenn es mich immer ein bisschen traurig macht, wenn ein altes Kino schließt, so ist es zumindest ein Trost, dass das Velobis so fein umgesetzt wurde. Und im übrigen sollen hier in Erinnerung an Gloriette-Kino-Zeiten auch regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Deal!

Velobis (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
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STADTBEKANNT meint

Das Velobis ist eine wahre Perle unter den Neueröffnungen, vielleicht deshalb, weil man sich unter einem Fahrradbistro wohl eher eine bloße Shop-Werkstatt-Café Variante vorstellt. Doch sowohl Verkauf und Reparatur (Bike+Vienna) und ein Bistro mit hübscher Einrichtung, einem Spitzenkoch und erfrischend origineller Speisekarte sind in der Umsetzung absolut gelungen. Der sympathische Besitzer Anthony ist mit allen Gästen per du und Koch Anton Rusnak kocht afrikanisches Fladenbrot namens Roti. Und ehe man sich versieht, ist auch schon das Fahrrad fertig repariert.

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