Lokal im 20. Bezirk
Brigittenau hat ein verlängertes Wohnzimmer, besser gesagt: eine Wohnküche. Ab 17:00 Uhr wird gekocht, zwischendurch getratscht und ab 22:00 Uhr trinkt man Cocktails – in heimeliger Stimmung.
Fein, fein, fein
Man kann quasi von jedem Sitzplatz aus in die Küche schauen, sagt Andreas Brunner und liefert damit auch gleich die Erklärung zur Namensentscheidung. Mit der Gästen kann man sich so auch gut unterhalten, obwohl momentan so viel los ist, dass er kaum dazu kommt. Seine Wohnküche mit halbkreisförmigem Grundriss ist von 17:00 bis 22:00 Uhr Wirtshaus und danach Bar. Auch von der Theke ist jeder Gast zu erblicken, denn „bei uns ist alles klein“, sagt Andreas: kleine Küche, kleine Karte, kleines Lokal: drei Mal fein.
Vom Ferdl zur Gitti
Allein die Bezirkswahl! Der 20. ist ein lässiger Underdog in Sachen Kulinarik. Andreas Brunner wohnt hier auch. Zuletzt hat er im G’schupften Ferdl gearbeitet, gemeinsam mit Corinna Huber, die das Service übernimmt. Jetzt schupfen sie statt dem Ferdinand halt die Brigitte(nauer Wohnküche). Das Gasthaus mit dem Terracotta Boden haben sie mit Hilfe der Josep Architekten minimal aufpoliert: lässige Holzstreben und allerlei Kerzen sorgen für Stimmung, ebenso die Pölster aus dem Le Nomade Teppichladen gegenüber. Ein altes ranziges Werbeleuchtschild wurde von gruseligen Essensfotos mit Motiven wie Fritz’ Kalbspariser befreit und mit Illustrationen von Kräutern versehen.
Wienamesische Suppe
Die spielen hier auch eine wichtige Rolle! Gekocht wird österreichisch mit internationalem Einfluss. So trifft die Nudelsuppe etwa auf das vietnamesische Pendant und wird ganz kreativ als Wiener Pho mit Schnittlauch und Petersilie zum Selberzupfen, Frittaten und Stäbchen präsentiert. Vom Rindfleischsalat behauptet er mit selbstsicherem Grinsen, er sei der beste der Stadt.
Herzhaft ehrlich
Gemein von mir, das Gemüsegröstl zu bestellen – aber an den einfachsten Gerichten erkennt man die Qualität des Kochs. Knackig, mit köstlichen Röstaromen und in einer feinen Marinade mit vielen Salbei, Dille und anderen Kräutern suhlen sich bunte Karotten, Erdäpfeln und Co.: ein herzhaftes Gericht mit ehrlichem Charakter. Und weil er ursprünglich aus Passau kommt, gibt es Tegernseer zu trinken– sogar vom Fass. Außerdem 100 Blumen Bier und österreichische Spirituosen, wie der kräuterdominierte Kale-Likör, Edelweißwodka oder Wacholderbär-Gin.
STADTBEKANNT meint
Die Wohnküche ist ein angenehm unaufgeregtes Lokal im Wallensteinviertel, das als Verlängerung des Zuhauses zu verstehen ist. Ab 17:00 Uhr wird ernstzunehmend gekocht – mit vielen Kräutern und einem Hauch Originalität, etwa das Wiener Pho. Später gibt es Drinks mit Alkohol von lokalen Produzenten und ein bisserl mehr Zeit zum Plaudern mit dem sympathischen Jung-Betreiber.
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