Hausmannskost im Wiener Wirtshaus
Helmut Qualtinger wäre zum Essen ins Wratschko gegangen. Und sein Bild an der Wand spricht Bände über das urige Lokal im siebten, das sich dem digitalen Zwang bislang erfolgreich entzieht und keine Homepage hat. Braucht es auch nicht, voll ist es auch so. Die frische Hausmannskost, die in dem von außen auffällig unscheinbaren Lokal kredenzt wird, zieht beständig Hungrige an.
Holz, soweit das Auge reicht
In den Räumen dürfte seit vielen Jahren nichts mehr verändert worden sein: die 50er Jahre schreien einem förmlich entgegen. An den Stellen, die nicht von schönen alten Holzvertäfelungen geziert sind, auf denen wiederum vergilbte Postkartenketten hängen, löst sich die uralte und ebenso vergilbte Tapete langsam von den niedrigen Wänden. Unaufdringliches Licht sorgt für schummrige Wirtshausstimmung, die Hintergrundmusik ist meist Jazz- oder Klassik-lastig. Den urigen Eintrittsraum dominiert die alte Schank, hinter der die freundliche Bedienung Bier und Wein abfüllt. Ein weiterer Raum wird durch Holztüren mit schönen alten Milchglasscheiben getrennt, und obwohl die RaucherInnen in derartigen Lokalen meist dominieren, gibt es weiter den wunderschönen alten Holzboden entlang auch noch ein Zimmer fern vom blauen Dunst.
Gut Ding braucht Weile
Die Speisekarte ist handgeschrieben und nicht allzu lang. Wer hierin ein gutes Zeichen für frische Küche vermutet, liegt richtig. Im Wratschko wird bio frisch gekocht, mit Zutaten aus der Region und hundertprozentig glutamatfrei. Das Preis-Leistungsverhältnis, das zwar etwas, aber nicht allzu viel über dem studentischen Niveau liegt, stimmt dabei: Hauptspeisen gibt es ab 6,80 Euro bis 15,80 Euro für das Beiried in Pfeffersauce. Und weil alles frisch ist, dauerts manchmal etwas länger, bis das Essen serviert wird. Man munkelt zudem, dass die Küche lediglich von zwei Personen bekocht wird. Für schnelles Essen ist man hier folglich nicht an der richtigen Adresse. Wer allerdings gutes Essen und urige Gemütlichkeit schätzt, kann sich die Wartezeit mit gutem Wiener Wein vertreiben.
Speisen
Unter den Köstlichkeiten, die im Wratschko aufgetischt werden, sind vor allem die faschierten Laibchen berühmt (9,80 Euro). Das dazugehörige Kartoffelpüree hat schon derart begeistert, dass es hierfür unlängst in einer Hommage an das Gericht lobend hervorgehoben wurde. Die deftige Küche ist wenig überraschend fleischlastig – vom Hendl über Lamm oder Ente bis zum Kaninchen spielt sie alle Stückel – für VegetarierInnen hat man jedoch stets auch ein paar Speisen parat. Wer nach einer Hauptspeise noch Raum im Magen hat, kann sich an köstlichen Palatschinken laben.
Stadtbekannt meint
Hervorragende Bio-Hausmannskost in einem Lokal, das charmanter nicht wienerisch sein könnte. Sehr empfehlenswert!
Ambiente – Wienerisch | Service – freundlich | ||||
Qualität – sehr gut | Preis – fair | ||||
Raucher/Nichtraucher getrennt |
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