21. Februar 2020

Wiener Kaffeehäuser

Kaffee Alt Wien (c) STADTBEKANNT

Melange, Einspänner, Kleiner Brauner, Espresso oder Verlängerter?

Die kalte Jahreszeit lädt dazu ein sich in Wiens Kaffeehäusern zu tummeln und die Atmosphäre aus längst vergangenen Zeiten in sich aufzusaugen.

Etwas verschroben und abgeschmuddelt sind sie ja meist schon, die richtigen Wiener Kaffeehäuser. Aber sie haben etwas, was die hippen Lokale der Stadt und Starbucks & Co nicht haben. In den traditionellen Kaffehäusern ist die Wiener Seele daheim. Hier ticken die Uhren anders. Man trinkt hier seine Melange und liest Zeitung oder Adorno und Horkheimer. Es gibt immer etwas zum Beobachten und es ist der ideale Ort um sich zum Diskutieren und Plaudern zu treffen.

Natürlich stellt sich immer wieder die Frage: Wo kann man ungestört seinen Kaffee genießen ohne einer Horde von Touristen zu begegnen?

Die Frage nach dem besten Kaffee in der Stadt möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst aufwerfen, weil sich hier sowieso die Geister scheiden. Und natürlich darf man im Kaffeehaus nicht einfach einen Kaffee bestellen, das wissen wir schon von Waldbrunn und Farkas. Tut man das nämlich, bekommt man vom Kellner zur Antwort: Was wolln’s denn? Eine Melange, einen Einspänner, einen kleinen Braunen, einen Espresso oder einen Verlängerten?

Wir nehmen euch mit auf unsere Kaffeehaustour!

Café Weidinger

Cafe Weidinger Sitzbänke (c) STADTBEKANNT
Cafe Weidinger Sitzbänke (c) STADTBEKANNT

Das Café Weidinger steht für Wiener Kaffeehaustradition. Seit 1928 wird es als Familienbetrieb von der Familie Weidinger mit viel Herzblut und Liebe geführt. Das Interieur wurde wohl, vor gefühlten hundert Jahren, als „modern“ bezeichnet. Die Wände haben eine gelb-braune Farbe angenommen und selbst die Kücheneinrichtung dürfte noch aus der Zeit der Eröffnung stammen. Hier steht die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes still. Mit Ausnahme der neu eingezogenen Glaswand hat sich kaum etwas geändert. Wenn ein Gast im Weidinger für Stunden verweilt und an seinem kleinen Braunen nippt wird er hier nicht schief angeschaut und die Preise sind überraschend günstig. Man kann hier auch kleine Happen für zwischendurch bestellen, wie eine Semmel mit Eierspeis oder den wunderbaren Topfenstrudel. Man könnte fast sagen, dass es sich bei dem Café um ein kleines Paralleluniversum handelt. Im hinteren Bereich des Lokals gibt es neben Caramboltischen einige Stammgäste die sich zum Karten oder Backgammon spielen treffen.

Cafe Weidinger
Lerchenfelder Gürtel 1
1160 Wien

Kaffee Alt Wien

Kaffee Alt Wien Tische (c) stadtbekannt.at
Kaffee Alt Wien Tische (c) stadtbekannt.at

Mit seiner etwas muffigen Atmosphäre, seinen von den Zigaretten braun gewordenen Wänden und Schichten von übereinander geklebten Plakaten ist das Kaffee Alt Wien ein Unikat. Gut, die Beschreibung klingt auf den ersten Blick nicht so einladend, aber wer schon einmal dort war, weiß dieses Fleckchen zu schätzen. Seit einiger Zeit gibt es eine gläserne Trennwand, welche das Lokal in Raucher- und Nichtraucherbereich unterteilt. Was dem Schram des Lokals aber Gott sei Dank keinen Abbruch tut. Im Alt Wien trifft man sich um zu diskutieren, bei einer Melange oder auch einem Achterl Wein. Auf der Speisekarte findet man Gulaschsuppe, Eierspeis und Wiener Mehlspeisen wie Topfenstrudel und Apfelstrudel, alles zu einem guten Preis. Es wurlt immer und am Abend findet man manchmal keinen Platz. In diesem Fall kann man ins etwas teurere Diglas ausweichen.

Kaffee Alt Wien
Bäckerstraße 9
1010 Wien

Café Westend

Westend Cafe Westbahnhof (c) Mautner stadtbekannt.at
Westend Cafe Westbahnhof (c) Mautner stadtbekannt.at

Das Westend unterscheidet sich von den vorher genannten Lokalen vorrangig durch den bekannten Scharm der Wiener Ober, ähnlich saurer Milch ist er wenig beliebt und wird trotzdem erduldet. Das Ambiente des Cafés ist allemal einen Besuch wert. Die hellen hohen Räume laden dazu ein, länger zu verweilen und mit guter Lektüre längere Zeit hier zu verbringen. Das Westend ist im Gegensatz zum Café Weidinger eher teurer, was aber niemanden bisher davon abgehalten hat es zu besuchen.

Café Westend
Mariahilfer Straße 128
1070 Wien

Cafe Kafka

Café Kafka (c) STADTBEKANNT
Café Kafka (c) STADTBEKANNT

Eigentlich weicht es ein wenig ab vom Bild des traditionellen Kaffeehauses, da es nicht so weitläufig wie die meisten anderen seiner Art ist, aber sein Interieur lässt in Bezug auf Kaffeehaustradition nichts zu wünschen übrig. Das 1880 gegründete Café besticht vor allem durch seine Atmosphäre. Hier kann frau stundenlang bei ihrer Melange sitzen und lesen. Es gibt sogar einige Gäste die das Kafka als zweites Wohnzimmer oder Arbeitsplatz nutzen und immer ihr Laptop dabei haben. Für das leibliche Wohl wird hier auch gesorgt, auf der Speisekarte steht schlichte vegetarisch-orientalische Küche. Besonders zu empfehlen ist der Schokokuchen.

Café Kafka
Capistrangasse 8
1060 Wien

Café Hawelka

Cafe Hawelka Eingang (c) Margareta Hofinger stadtbekannt.at
Cafe Hawelka Eingang (c) Margareta Hofinger stadtbekannt.at

Eines der letzten richtigen Künstlerkaffeehäuser im traditionellen Sinne, gingen doch Größen wie H.C.Artmann, Friedensreich Hundertwasser und Helmut Qualtinger hier ein und aus, und spätestens seit Danzers „Jö Schau“ ist es auch einem breiten Publikum bekannt. Legendär ist auch der alte Chef Leopold Hawelka und die fantastischen Buchtln die abends hier serviert werden.

Café Hawelka
Dorotheergasse 6
1010 Wien

Café Sperlhof

Cafe Sperlhof Billard (c) STADTBEKANNT Voggenberger
Cafe Sperlhof Billard (c) STADTBEKANNT Voggenberger

Auf eine bewegte Geschichte blickt das Café Sperlhof zurück, und das sieht man, das Kaffeehaus hat sich über die Jahre eine beeindruckende Patina erkämpft. Zwischen Taborstrasse und Augarten eingebettet könnte man es fast das Herz der Leopoldstadt nennen. Das unglaublich umfangreiche Angebot an Brettspielen und Zeitschriften, der riesige gratis-Bücherwühltisch und die angeschlossene Billiard und Tischtennishalle runden das Angebot ab. Imperiales Flair sucht man hier vergeblich, aber das Sperlhof ist eines der gemütlichsten Kaffeehäuser Wiens.

Café Sperlhof
Große Sperlgasse 41
1020 Wien

Café Rüdigerhof

Rüdigerhof (c) STADTBEKANNT
Rüdigerhof (c) STADTBEKANNT

Direkt an der Wienzeile, in einem denkmalgeschützten Jugendstilgebäude liegt dieses Kaffeehaus. Die Einrichtung ist teilweise noch original erhalten, der Rest ist aus den 50er und 60er Jahren, was für ein einzigartiges Flair sorgt. Die Naschmarktnähe sorgt für viel junges Publikum.

Café Rüdigerhof
Hamburgerstraße 20
1050 Wien

Café Frauenhuber

Cafe Frauenhuber (c) Mautner stadtbekannt.at
Cafe Frauenhuber (c) Mautner stadtbekannt.at

Das Cafe Restaurant Frauenhuber öffnete 1824 seine Tore und ist damit das älteste noch bestehende Kaffeehaus Wiens. Es liegt gut versteckt in einer der Seitengassen der Kärtnerstraße, nämlich in der Himmelpfortgasse 6. Auf die Frage ob man etwas mehr über die Geschichte des Cafés erzählen könnte, weiß einer der Kellner zu berichten, dass schon Mozart hier einige seiner Opern komponierte, natürlich lange bevor das Lokal ein Kaffeehaus war. Zu dieser Zeit zählte es zu den Nobelrestaurants der Stadt.

Cafe Frauenhuber
Himmelpfortgasse 6
1010 Wien

Café Ritter

Café Ritter (c) STADTBEKANNT
Café Ritter (c) STADTBEKANNT

Das Café Ritter gibt es seit 1867, das mittlerweile in Raucher- und Nichtraucherbereich unterteilt ist und in jeder Form den Ansprüchen der Kaffeehaustradition gerecht wird. Hier lässt es sich stundenlang sitzen, Kaffee trinken, Kuchen essen, Menschen beobachten und natürlich auch ausgesprochen gut sinnieren.

Café Ritter
Mariahilfer Straße 73
1060 Wien

3 Kommentare

  1. ente

    14. Oktober 2011

    Cafe Merkur
    Auch sehr zu empfehlen ist das Cafe Merkur in der Lammgasse (bei der Florianigasse) im 8. Bezirk. Wenig los, nette Atmosphäre und billiges Essen!

    Reply
  2. steffi

    14. Oktober 2011

    tolle idee
    macht doch mehr solche Serien.

    Reply
  3. Gusti Schmutzer

    17. Dezember 2018

    Tolle Gschicht , freue mich wenn ich nach Wien komme immer wieder Traditionelle Cafes zu besuchen!

    Reply

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