Georgisches Restaurant im 7. Bezirk
Die georgische Küche gilt als eine der besten unter den sojwetischen, ist in Wien aber nur selten vertreten. Im Aragwi geht es traditionell zu, wenn auch recht gemächlich.
Aufdringlich unaufdringlich
Das Ecklokal im Schatten des Volkstheaters springt einem schon von der Straße ins Auge. Auf Zurückhaltung setzt man hier nicht: Üppige Polstermöbel, Kronleuchter und viel Deko sind wohl als maximalistischer Gegentrend zum Minimalismus zu verstehen. Ein wenig mehr Aufdringlichkeit hätten wir uns auch bei der Betreuung gewünscht. Zugegeben, die sympathischsten Gäste waren wir vermutlich nicht, als wir pünktlich um 12:00 Uhr zur Aufsperrstunde bereit standen und damit auch eine 3/4 Stunde lang die einzigen Besucher waren, doch kam es leider wiederholt zu unangenehm langen Wartezeiten.
Zuckerwasser mit Estragon
Genug Zeit, die Speisekarte zu studieren und auch zu ergooglen, was es mit der georgischen Tischkultur so auf sich hat: nämlich viele Zutaten, Fleisch und Trinksprüche. Ohne Prost aber mit großer Sorge vor dem nächsten Zahnarztbesuch schluckten wir die picksüßen georgischen Limonaden mit Birne und Estragon. Geschmacklich war vor allem die Variante mit Estragon ansprechend. Sie würde sich vielleicht mit einem Gin gut kombinieren; pur zum Mittagessen war es jedoch etwas zu viel des Guten.
Gutes Gulasch, geteiltes Brot
Während sich meine Begleitung für Ostri, die georgische Variante des Gulaschs, entschied und sich an der raffiniert gewürzten Sauce mit Koriander und dem herrlichen Fladenbrot erfreute, fürchtete ich vor einer Laktoseintoleranz. Mein Magen hatte mit den zwar äußerst köstlichen aber auch wirklich sehr käselastigen Khatschapuri zu kämpfen. Das knusprige Germteig-Brot mit Käsefüllung und Eigarnitur kommt frisch aus dem Pizzaofen und wird in Georgien traditionell als Zwischenmahlzeit genossen, wobei ich davon ausgehe, dass es sich dabei um kleinere Portionen handelt oder man teilt.
Aufdringlich unaufdringlich
Weiters stehen auf der Karte Khinkali – mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, die in ihrer Form an Omas Kühlbeutel erinnern – oder knusprige Hendel namens Tabakkücken. Von den Preisen bewegt man sich an der oberen Schmerzensgrenze, was sehr schade ist, denn wohl gefühlt haben wir uns in dem warmen Ambiente schon, auch wenn es etwas einsam war. Vielleicht ein Lokal, das es besser am Abend zu besuchen gilt?
STADTBEKANNT meint
Die Einrichtung ist Geschmacksache, einladend ist das georgische Lokal jedoch allemal. Die traditionellen Speisen haben so ihre Tücken, schmecken aber insgesamt wunderbar. Ein aufmerksameres Service wäre wünschenswert gewesen, auch wenn oder gerade wenn man alleiniger Gast ist. Insgesamt aber eine durchaus erwähnenswerte Adresse, wenn es um das in Wien so rar gesäte georgische Essen geht.
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