Kaffeehaus im 16. Bezirk

Einen Ritterorden für die unverfälschten Traditionskaffeehäuser, so wie es jenes in Ottakring ist, das noch dazu kürzlich entstaubt wurde!

Die Kaffeehausunderdogs

Es gibt in Wien Kaffeehäuser, die jeder Tourist kennt und die naheliegenderweise auch zentral gelegen sind. Und dann gibt es noch sie – die Underdogs, wo der Schmäh noch echt ist, die Atmosphäre unaufgeregt, der Wiener zwei Stunden bei seiner Melange sitzen darf und der Wien Besucher fernbleibt, weil wir uns in der Vorstadt befinden und so weit weg von Stephansplatz und Co. Das Café Ritter Ottakring, nicht zu verwechseln mit jenem in Mariahilf, wäre da so Beispiel, noch dazu ein beispielhaftes, in dem sogar einst Ernst Happel Stammgast war.

Café Ritter Ottakring Lokal (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Café Ritter Ottakring Kaffeehaus (c) STADTBEKANNT

Frische Brise

Vor einigen Monaten wurde es neu übernommen. Der frische Wind gleicht glücklicherweise nur einer sanften Brise, die dem Traditionshaus bloß ein wenig Staub entweht. Das Erbe ist glücklicherweise noch zu erkennen, ein paar sehr dezente Elemente, wie eine Installation verbrannter Semmeln hinter Glas oder ein raffiniert eingebauter Kleinkinderbereich mit Bällebad holen das Café Ritter in das Jetzt. Das besonders schöne Exemplar eines Traditionscafés prunkt neben dunkelbrauner Bar aber auch mit wunderschönen Wandmalereien, Stuckaturen, Jugendstillampen, Marmortischen und Sitznischen.

Café Ritter Ottakring Wandbilder (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Café Ritter Ottakring Wandbilder (c) STADTBEKANNT

Regionalität fängt im Bezirk an

Ein Upgrade gab es auch fürs Essen, das wir bei einem Frühstück getestet haben. Die Speisen entsprechen vorwiegend der klassischen Kaffeehausküche, die Zutaten jedoch sind nun regional und teilweise biologisch. Manner Meinl und Staud’s spielen hier in Ottakring natürlich eine Rolle: die Schnitterln gibt’s zum Kaffee, der je nach Wunsch von Meinl oder Madar stammt und vom Einmachprofi kommt die Marmelade. Eier, Butter und Milch sind von österreichischen Bio-Bauern.

Café Ritter Ottakring Spiegelei (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Café Ritter Ottakring Spiegelei (c) STADTBEKANNT

Frühstückszeit

Zum Einsatz kommen diese Frühstückszutaten zunächst in vier Varianten. Das Kipferlfrühstück bestehend aus Heißgetränk, mürbem Kipferl und Aufstrich ist wohl für die vielen Kinder gedacht, die das Lokal wohl dank Kinderecke und Bällebad anzieht. Das kleine Wiener Frühstück ist der Klassiker, der dem Vorgängerfrühstück einfach eine Butter hinzufügt und das Kipferl durch eine Kaisersemmel ersetzt. Mit dem veganen Frühstück (Heißgetränk, Roggenbrot, glutenfreies Gebäck, Margarine, Aufstriche, Gemüsesticks und Dip) passt man sich modernen Ernährungsvorstellungen an. Und das Ritterfrühstück (Heißgetränk, Bio Handsemmel, Roggenbrot, Ei im Glas, Beinschinken, Butterkäse, Butter sowie Aufstrich) ist die edelste Variation. Stattdessen oder zur Ergänzung kann das Frühstück aber auch selbst zusammengestellt werden. Eine üppige Speisekarte vom Schinken-Ei zur Torte aus der Vitrine füllt den Rest des Tages kulinarisch mehr als nur aus. Welch’ ein Glück, dass die Vorstadt auch mit traditionellen Kaffeehäusern gesegnet ist!

Café Ritter Ottakring Semmel (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Café Ritter Ottakring Semmel (c) STADTBEKANNT

STADTBEKANNT meint

Das Café Ritter in Ottakring erfuhr kürzlich einen Besitzerwechsel und damit auch eine sanfte Entstaubung. Die Grundsubstanz ist gleich geblieben, wäre auch schade, wenn man die edle Einrichtung verändert, doch ein dezentes Bällebad und ein Euzerl moderne Kunst, genauso wie die schicke Corporate Identity peppen das Gesamtbild ein wenig auf. Die Speisekarte weist regionale und möglichst biologische Zutaten auf, hält aber nach wie vor die Klassiker der Wiener Kaffeehausküche bereit. Vom Kipferlfrühstück hin zum Betthupferl lässt das Café Ritter in Ottakring kaum Wünsche offen.

Service

Keine Bewertungen

Bewertung “Café Ritter Ottakring”

Bewertung
Bewerten