Koreanisches Essen im 9. Bezirk

In der Lustkandlgasse wurde das ehemalige Lokal von Sohyi Kim erneut zum Leben erweckt. Der Besitzer heißt ebenfalls Kim und kommt aus dem gleichen koreanischen Städchen wie die Spitzenköchin. Das kann doch nur ein gutes Omen sein!

 

Lustkandlgasse und Währingerstraße

Einst kochte hier in der Lustkandlgasse Sohyi Kim, jener Asiaimport, der Österreich zum Vorreiter in Sachen weibliche und asiatische Spitzenküche verwandelt hat. Ein ehemaliger Mitarbeiter von „Kim kocht“ hat das leerstehende Lokal wiederbelebt und mithilfe von seiner Ex-Chefin ein Lokal aus dem Boden gestampft, das wohl ohne Zweifel von der großen Meisterin inspiriert wurde, jedoch vorwiegend koreanisches auftischt und ein wenig mehr Flexibilität in der Speisenauswahl bereit hält als die Menüs in der Währinger Straße. Der neue Besitzer heißt übrigens auch Kim mit Nachnamen und stammt sogar aus der selben koreanischen Stadt.

modern korean (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
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Nachname Kim

Nagut, der Nachname Kim ist in Südkorea nicht all zu selten und wahrscheinlich so ähnlich wie etwa Müller in Österreich. Ein wenig witzig ist es aber schon, dass zwei Personen mit demselben Nachnamen aus der selben Stadt eine Affinität zu asiatischer Spitzengastronomie haben und in Wien aufeinander treffen. Verwandt dürften sie aber dennoch nicht sein. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob Wien denn überhaupt noch Platz für einen weiteren Kim hat?

modern korean (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
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Koreanisches Sauerkraut

Das Motto im modern korean lautet – nona – koreanisch, wobei das ein oder andere Gericht etwas – nona- moderner interpretiert und den österreichischen Zungen angepasst wurde. Letzteres bedeutet vor allem, dass die Speisen nicht so scharf sind, wie es der Koreaner gewöhnt ist. Ein bisschen schade ist das ja schon, vor allem weil mir abgesehen von dem vielen verwendeten Gemüse vor allem die extreme Schärfe in Erinnerung geblieben ist aus meinem Besuch im Korea Restaurant in Tokyo. Aber Dohoon äußerte Bedenken, ob die heimischen Mäuler die zu scharfen Speisen akzeptieren würden. Nun, ja abgesehen von der (milden) Schärfe, spielt in Korea vor allem Kimchi eine große Rolle und das ist auch hier hinter der Volksoper nun in einer klassischen und unglaublich gelungenen Variante erhältlich. Mit der koreanischen Zubereitungsart Kimchi werden allerlei Gemüsearten wie Chinakohl oder Lauch fermentiert und in einer Fischsoße mit Chili und Salz eingelegt. Man muss sich das in etwa so vorstellen wie unser österreichisches Sauerkraut.

 

Miso Suppe, Kimchi Salat, Seafoodsuppe

Natürlich spielen auch Reis sowie Suppen und Fisch eine große Rolle in der koreanischen Küche. Neben Vorspeisen wie Miso Suppe, Kimchi Salat oder Tuna Tatar mit Avocado und Pomelo, locken lokale Hauptgerichte wie Seafoodsuppe, Tuna Steak oder Bulgogi mit Wokgemüse. Täglich wechselnde Speisen wie gebratener Garnelenreis oder koreanische Fleischlaibchen runden das Mittagsangebot ab. Sehr empfehlenswert ist auch eine der Nachspeisen, vor allem die Lemongrass Crème Brûlée, Fusionsküche lässt grüßen. Am Abend werden, wie man es schon von Sohyi Kim gewöhnt ist, Menüs ab drei bis sechs Gängen angeboten. Aber auch einige à la carte Gerichte gibt es zur Auswahl. Der Datteltee sei übrigens auch sehr ans Herz gelegt!

modern korean (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
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Holz, Holz, Holz und Glas

Das Interieur ist ziemlich gelungen und lockt mit viel Holz an den Wänden und der Decke in Form von Holzbrettern und Rinde, an den Tischen und Sesseln mit Massivholz, sowie mit einem Parkettboden. Highlight des Restaurants ist wohl aber die an der linken Seite entlang gezogene Abtrennung aus Holz und Glas durch die Feuergefechte der Köche mit ihren Pfannen beobachtet werden können, ohne dabei mit unangenehmen Gerüchen eingestunken zu werden. Der Chef zeigt sich gastnah und begrüßt freundlich neu ankommende Besucher. Wenn es einmal stressig wird, legt er auch gerne selbst mit Hand an, serviert ab oder nimmt Bestellungen auf. Insgesamt wirkt das Team von Dohoon Kim, das sich aus Norbert Stanek als Küchenchef und einigen weiteren ehemaligen Mitarbeitern von Sohyi Kim zusammensetzt, überaus harmonisch, kompetent und freundlich. Welch’ eine schöne Nachfolgerpartie für Sohyi Kims einstiges Stammhaus!

modern korean (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
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STADTBEKANNT meint

Ja, es ist durchaus noch Platz für einen zweiten Kim in der Stadt. Dohoon Kim war Mitarbeiter der berühmte Sohyi Kim und eröffnete nun das leerstehende ehemalige Lokal seiner Ex-Chefin. An der Umsetzung war sie beteiligt und doch ist das modern korean ein ganz eigenes Ding. Im Fokus des Lokals steht die koreanische Küche mit seinen Suppen, Reis und fermentiertem Gemüse (Kimchi). Ein wenig vermisst wurde die koreatypische (extreme!) Schärfe der Gerichte, die an österreichische Zungen angepasst wurde. Und trotzdem lassen sich Miso Suppe, Kimchi Zige mit Tuna und Lemongrass Crème brûlée wunderbar genießen. Und das in einem stylishen Ambiente mit sehr viel Holz und einer supercoolen Abtrennung zum Küchenbereich – Schaufenster inklusive.

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