Neu-wienerisch auf Ramasuri-Art

Es folgt eine turbulente Lobeshymne auf das gute Essen, die tolle Location, die nette Gesellschaft und den treffenden Lokalnamen! Was für ein feiner neuwienerischer Zugewinn für den schönsten Teil der Praterstraße!

Wo sollen wir anfangen?

Bei diesem Artikel weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll! Beim treffenden Lokalnamen? Beim guten Essen? Bei der tollen Location? Bei der netten Gesellschaft? Vielleicht beginne ich damit, zu erwähnen, dass hier gleich eine Lobeshymne folgen wird, falls das nicht eh schon klar ist. Ok und weil man ja irgendwo beginnen muss, reden wir zunächst über den Namen.

So ein Ramasuri!

Ramasuri, das heißt auf Wienerisch so viel wie Durcheinander. Gabriel Alaev, der wichtigste Kopf im Lokal und zuletzt Restaurantleiter vom Motto am Fluss, erzählt schelmisch, seine Mutter habe nicht selten „So ein Ramasuri! “ zu ihm und seinen Geschwistern gesagt, wenn sie zu laut waren. Die Kindheit ist prägend, aber das Essen, die Lokalität und das vorherrschende Ambiente scheinen wohl auch ihren Beitrag zu diesem Namen geleistet zu haben.

Ramasuri (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Ramasuri (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Mochi, Ansari und Ramasuri!

Um die Räumlichkeiten zu bekommen, hat Gabriel übrigens über drei Jahren gewartet. Schön, dass unter der rot-weiß-gestreiften Markise direkt im Schatten der Nestroy Statue nun auch ein nennenswertes Restaurant Platz gefunden hat. Neben Mochi und Ansari zu bestehen, ist zwar keine leichte Aufgabe, doch mit dem Ramasuri bekommt das hübsche Plätzchen in der Praterstraße einen Nachbarn auf Augenhöhe. Dass das Ambiente auch tatsächlich einem Ramasuri gleicht, ist an genau diesem Platz herauszulesen. Eine Müllabfuhr lärmt, LKWs schieben sich rückwärts durch die enge Gasse und Menschen rennen kreuz und quer und machen gemeinsam dem Namen alle Ehre. Doch auch im Ramasuri selber geht es turbulent zu. Um 12:00 Uhr sind alle Plätze belegt und es herrscht jene chaotische und herzliche Stimmung, die man bereits von anderen jüdischen Gastronomen kennt (Neni, Baschly, Miznon). Sogar am Interieur lässt sich das Chaos ablesen – die fetzigen Bilder im Inneren wurden von einem brasilianischen Street Art Künstler angefertigt.

Ramasuri (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Ramasuri (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Kochen auf Ramasuri Art

Gekocht wird grundsätzlich wienerisch. In der Küche tobt man sich aber fleißig aus, um die Klassiker unserer Hauptstadtküche neu zu interpretieren. Dass ich bei meinem Test nur das Mittagsmenü bestellt habe, kommentiert Gabriel mit Kopfschütteln und Augenrollen. Dabei war ich von meiner Wahl sehr begeistert. Die Petersiliengraupen mit Fenchel und Karotten waren unwiderstehlich gut. Damit ich dann zumindest eine Ahnung dessen bekomme, was es denn heißt, wenn auf Ramasuri-Art gekocht wird, wurde mir noch ein Apfelstrudel serviert.

Ramasuri (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Ramasuri (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Apfelstrudelexplosion und Backhenderl „neu Wien“

Dass der aber natürlich nicht in gewohnter Manier serviert wird, kann man sich ja bereits denken. Eigentlich sollte man das Gericht, was da vor meine Nase gestellt wurde, vielmehr als „Apfelstrudelexplosion“ bezeichnen. Glacierte Apfelstücke, Tarteletteböden und Rum-Rosinen-Eis verteilten sich kunstvoll auf dem Teller und waren nicht nur für die Augen ein Schmaus, sondern auch für den Gaumen. Ein bisschen bereut hatte ich es dann doch, dass ich so unmutig war, mich nicht an eine der Kreationen aus der Karte heranzuwagen. Da gäbe es etwa das Backhenderl „neu Wien“ mit Maishuhnkeule, Innereiencreme und lila Erdäpfelsalat oder Spielereien aus dem Marchfeld mit Erdbeeren, Babyspinat, Spargel, Friséesalat, Kapuzinerblüten, Karotten und Brot. Dafür freue ich mich jetzt schon auf das nächste Mal!

STADTBEKANNT meint

Der schönste Teil der Praterstraße hat einen turbulenten Zuwachs bekommen. Im Ramasuri wird neu-wienerisch auf Ramasuri-Art gekocht. Das Backhuhn etwa wird mit Innereien Creme und lila Erdäpfelsalat serviert und der Apfelstrudel gleicht einer Explosion am Teller. Ausgezeichnet ist es in jedem Fall und kann ohne weiteres mit den kulinarischen Nachbarn Ansari und Mochi mithalten. Das Ambiente ist durch wienerisch-jüdisches Chaos gezeichnet, das sich mit viel Herzlichkeit und Offenheit paart. Es empfiehlt sich in der warmen Jahreszeit einen Platz unter der rot-weißen Markise mit Blick auf Nestroys Allerwertesten zu sichern. Der zweite Bezirk wie er sein sollte!

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